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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
27. März 2008
17:58 MEZ
Das Konfliktpotenzial von Kunst im öffentlichen Raum
Viele offene Fragen beim Symposium "Out of the Cube"

Wien – Kunst hat Konfliktpotenzial. Auch bei Kunst im öffentlichen Raum, kurz KöR, ist das nicht anders: Regelmäßig entbrennen Diskussionen über sie. Deren Eigenschaft, Gegensätze und Widersprüche sichtbar werden zu lassen, strich der Kunsthistoriker Anselm Wagner am Mittwoch beim Symposium "Out of the Cube" zum Thema Kunst im öffentlichen Raum im Depot als besonders wichtig heraus. Nach dem Kulturtheoretiker Oliver Marchart, so Wagner, sei in gewisser Weise der Konflikt das eigentliche Kunstwerk.

Das Konfliktpotenzial, das an diesem Abend zu Tage trat, ebenso wie die Fragen, die sich zur Wiener Kunst im öffentlichen Raum auftürmten, legen es nach diesen Definitionen nahe, auch diese Veranstaltung selbst als KöR anzusehen. Über die Qualität des Kunstwerks lässt sich freilich streiten.

Neben Wagner, den Künstlern Beatrix Zobl und Wolfgang Schneider, dem Architekt Michael Rieper, der Politikwissenschafterin Monika Mokre und der Kulturschaffenden Pamela Bartar waren auch der ehemalige Wiener KöR-Koordinator Roland Schöny sowie Bettina Leidl, die Geschäftsführerin der neuen KöR-GmbH, als Referenten geladen.

Ein knappes Jahr liegt die Umstrukturierung der einstigen Fonds-Struktur in eine GmbH nun zurück. Diese unter dem Dach der Kunsthalle weiter zu führen, fasste die Szene damals als "überraschend" und "unschön" zusammen. Warum die Angliederung an die Kunsthalle sinnvoll erschien, ist bis heute mit Fragezeichen behaftet. Leidl verwies auf die Verantwortlichen der Stadt, die ursprünglich auch am Podium sitzen sollten, aber mit dem Verweis auf die KöR-GmbH auf eine Teilnahme verzichteten. Im Kulturstadtratsbüro führte man am Donnerstag gegenüber dem Standard neuerlich die Erfahrung der Kunsthalle in der KöR-Projektabwicklung als Grund an. Die Unterbringung von KöR im inzwischen aufgelösten Wissenschaftszentrum sei von Anfang nur interimistisch geplant gewesen.

Im Gegensatz etwa zu Beatrix Zobl sieht Leidl übrigens kein Problem in der Abgrenzung von KöR-Projekten der Kunsthalle zu jenen der GmbH: Kunsthallen-Projekte wie Olaf Metzels Skulptur "Turkish Delight" würden künftig eben von KöR programmiert.

Schöny, der im Mai 2007 an die Kunsthalle herangetreten war, um laufende Projekte zu kommunizieren, findet es vor allem "bedauerlich, wie viele vorbereitete und in Planung befindliche Kunstwerke durch den höchst ruckartigen Umbau auf der Strecke blieben". Projekte internationalen Formats von Ayshe Erkmen und Isa Genzken waren bereits sehr weit fortgeschritten. Für die Implementierung einer Skulptur Joep van Lieshouts habe es "noch Mitte November 2006" vom Bauträger grünes Licht gegeben, einer Arbeit, die "auf Einladung des Beirats und unter Mitwirkung der entsprechenden Abteilungen der Stadt" vom Künstler geplant wurde. Verloren gegangen seien aber nicht nur Projekte, sondern auch viel Know-how.

Monika Mokre ortet das Problem in der Auslagerung an sich: Die Politik gebe, was nicht sein dürfe, zuerst die Verantwortung ab, um später wieder machtpolitisch einzugreifen. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.3.2008)


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