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vom 15.03.2006 - Seite 021
Bild als Aufschrei

Empört sind viele OÖN-Leserinnen und -Leser über die Gemälde, die der Künstler Gottfried Helnwein derzeit im Linzer Kunstmuseum Lentos präsentiert. Viele Eltern sind besorgt, dass ihre Kinder dort mit Inhalten konfrontiert werden, die sie noch überfordern.

Das stimmt. Auch für viele Erwachsene sind die Themen Helnweins kaum zu bewältigen. Denn er ist ein Maler, der sich trotz seiner täuschend "schönen" altmeisterlichen Technik nicht in Oberflächen erschöpft. Helnwein legt vielmehr genau jene Dinge bloß, die in unserer Gesellschaft nur allzu gerne zugedeckt werden: Physische/ psychische Gewalt, körperliche Dysfunktionen. Gefahren, die für viele von uns Realität sind. Oft in den eigenen vier Wänden, in der eigenen Familie lauern. Helnwein ist keiner, der dazu schweigen kann. Und sein Aufschrei dagegen ist das Bild.

Wer also mit Kindern diese Ausstellung besuchen will, muss sie gut darauf vorbereiten. Auch auf eine wesentliche Aufgabe von sozial engagierter Kunst: nämlich weit über die reine optische Unterhaltung hinaus zu reichen.

E-Mail: i.judmayer@oon.at

Auch Erwachsene haben mit Helnwein Probleme


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