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vom 14.12.2010 - Seite 023
kunstszene

Kubin-Fälschungen und Chinas Malfabriken

Von Peter Grubmüller

Gefälschte Kunst ist nicht bloß ein Stoff für Hollywood-Produktionen, in der Realität "bedroht sie den Kunstmarkt", sagt Peter Assmann, Direktor der Oberösterreichischen Landesmuseen und gerichtlich beeideter Sachverständiger für "Kunst unter besonderer Berücksichtigung des 20. Jahrhunderts".

"In meiner Tätigkeit werde ich laufend mit Fälschungen von Werken Alfred Kubins konfrontiert, mindestens einmal im Monat sitzt jemand bei mir, dem ich mitteilen muss, dass er über eBay einen falschen Kubin gekauft hat." Die Schwierigkeit der rechtlichen Verfolgung liege am nationenübergreifenden Handel der Fälschungen, speziell im Internet. Andererseits befeuern Schnäppchenjäger die Produktivität der Fälscher. Assmann: "Da hat etwa jemand gelesen, dass Kubin teuer ist, und dieser Kunde meint, dass er ein Werk auf diese Weise günstig erwirbt. Wer so etwas kauft, der ist beschämt und setzt selten rechtliche Schritte. Bei Kubin kommt das insofern häufig vor, als der Künstler viel produziert und wenig signiert hat, außerdem gibt es von ihm kein Werkverzeichnis."

Der Kunde kann sich mit einer Expertise des Händlers absichern. Assmann: "Seriöse Händler garantieren so gut wie immer für die Echtheit. Im Fall einer Fälschung muss der Händler das Werk zurücknehmen, die Bringschuld des Beweises liegt beim Käufer."

Wer einen Rembrandt ohne fünf Expertisen erwirbt, dem ist demnach nicht zu helfen. Der Trend bei Fälschungen geht ohnehin zu weniger bekannten und preiswerteren Künstlern. Die naturwissenschaftliche Analyse des Gemäldes, die auch nicht immer eindeutig sein muss, kostet je nach Aufwand 5000 Euro und mehr. Ein Käufer wird es sich mehr als zweimal überlegen, ein günstigeres Bild teuer überprüfen zu lassen.

Im Falle eines Irrtums haftet auch der gerichtlich beeidete Sachverständige. Keiner sei frei von Fehlern, Assmann hat dafür eine Versicherung abgeschlossen.

Vor rund 15 Jahren kamen auffallend viele Fälschungen aus dem europäischen Osten, heute aus allen Ecken der Welt. Assmann: "In einer Zeit, in der man in sogenannten Malfabriken in China Ölgemälde seiner Liebsten nach einem verschickten Foto anfertigen lassen kann, muss man ohnehin auf der Hut sein."

Peter Assmann




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