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Kunstberichte
Dommuseum zeigt Leihgaben des berühmten Sammlers Günter Rombold

Dominanz der Weisheit

Günter Rombold vermittelt zwischen Kunst und Kirche. Im Bild: Johann Hausers "Frau", 1971. Foto:  OÖ Landesmuseum

Günter Rombold vermittelt zwischen Kunst und Kirche. Im Bild: Johann Hausers "Frau", 1971. Foto: OÖ Landesmuseum

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Ein prominenter Kunstsammler beehrt das Wiener Dommuseum mit 66 Leihgaben: Günter Rombold.

Der langjährige Professor für Theologie, Anthropologie und Kunstwissenschaft an der Linzer Katholisch-Theologischen Privatuniversität wurde in jungen Jahren von einem Künstler zum Sammeln angeregt. Kein Geringerer als der dämonische Zeichner Alfred Kubin vermachte dem Jugendlichen das Blatt "Der Wächter."

Dieser Grundstock der Sammlung wird allerdings in Wien nicht gezeigt. Dafür beginnt die dreigeteilte Schau mit bekannten Kubins wie "Das Ende des Krieges" von 1918 oder die "Die Schwindsüchtige", beide Bilder tauchen in fast allen Monografien auf.

Da Rombold 1925 in Stuttgart geboren ist, bildet die Grafik des deutschen Expressionismus die erste Phase des Sammelns. Als Priester interessierten ihn neben den religiösen Themen vor allem existentialistische. Ganz selten taucht – wie mit Marc Chagall oder Lyonel Feininger – auch Meditatives oder Landschaft auf.

Andere Ausnahmen sind die Gugginger Künstler – hier durch Johann Hausers "Frau" vertreten. Eine Radierung Noldes, "Christus und die Sünderin", Georges Rouault, Max Beckmann, Lovis Corinth und Ernst Barlach stechen ins Auge.

Hans Fronius, Oskar Kokoschka und Kubin bilden den Übergang in die österreichische Kunst, die vor allem durch die Bekanntschaft mit Otto Mauer auf dessen Kreis in der Galerie nächst St. Stephan gelenkt wurde.

Kunst und Kirche

Zur zweiten Phase gehört auch "Dominanz der Weisheit", das aquarellierte Blatt Maria Lassnigs, mit einer Eule, die auf der Schulter der Künstlerin hockt, daneben gibt es eine wunderbare "Doppelmagie", auf einem alten Herbarienblatt mit Farn, von Günter Brus und Arnulf Rainer.

Nach Andreas Urteil, Roland Goeschl und Fritz Wotruba wandte sich Rombold mit Adolf Frohner, Hermann Nitsch und Markus Prachensky stärker als Mauer den Aktionisten zu.

Als Herausgeber der bekannten Zeitschrift "Kunst und Kirche" führte er dessen Bemühungen um den Dialog von Kirche und aktueller Kunst tatkräftig fort. Sein 1984 gegründetes Institut für Kunst und Kirchenbau bezog auch die neue Architektur mit ein.

Als Leiter der Jury des Otto Mauer-Preises für junge Künstler von 1973 bis 1996 kam er mit den bekannten Malern der Achtzigerjahre in Kontakt, wobei hier aus Platzgründen nur Siegfried Anzinger, Alois Mosbacher, Hubert Schmalix und Gunter Damisch mit teils bunten Figurationen mit Wasserfarbe auf Papier den letzten Sammelkreis bilden.

Der Parcours durch die Kunstgeschichte mündete in eine große Ausstellung im Oberösterreichischen Landesmuseum 2002 in Linz, dem Rombold 500 Werke geschenkt hat.

Nun wird ein kleiner Querschnitt davon auch in Wien präsentiert.

Aufzählung Ausstellung
Expression und Meditation
Dommuseum,
bis 31. Okt.
Di bis Sa, von 10 bis 17 Uhr
http://www.dommuseum.at

Printausgabe vom Mittwoch, 01. Juli 2009

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