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Kunstberichte

Ein ewig junger Anarchist

MAK Schausammlung Gegenwartskunst: Padhi Frieberger
Illustration
- Padhi Frieberger: Enfant terrible und Randfigur der Wiener Kunstszene. Seit den 50er Jahren entstanden auch Fotografien, wie „Vorm Cafe Savoy“, 1963.  Foto: Frieberger

Padhi Frieberger: Enfant terrible und Randfigur der Wiener Kunstszene. Seit den 50er Jahren entstanden auch Fotografien, wie „Vorm Cafe Savoy“, 1963. Foto: Frieberger

Von von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Sein Kampf gegen Kunstmarkt und Museen ist legendär und doch ist ein Teil seines Werks nun auch im Museum gelandet: Padhi Frieberger, Zeitgenosse der Wiener Gruppe, ewig junger Anarchist am Rande der Kunstszene in Wien, inszenierte auch sein Leben zum Gesamtkunstwerk.

Auf Schwarzweißfotos der 60er Jahre sieht man ihn mit Oswald Wiener, Walter Pichler, Kurt Kalb, Elfie Semotan, Ferry Radax, Caspar Einem oder André Heller – meist langhaarig und mit Bart. Hippie vor der Hippiezeit, Radfahrer und Alternativer vor der Grünbewegung, züchtete er Friedenstauben und verkaufte nur an wenige seine Assemblagen, das sind Werke zwischen Skulptur und Objektbild, zum Teil aus Fundstücken im Collageverfahren kombiniert.

Geld spielt keine Rolle

Da er immer karg lebte, spielte das Geld kaum eine Rolle, und gesellschaftliche Verankerung lehnte er ab: es kam zu Ausstellungsabsagen und Verweigerungen – selbst beim Grazer Avantgardefestival "Steirischer Herbst" erschien der Eingeladene nicht. Bei Käufern oder Preisjurys gilt er bis heute als schwierig.

Statt als Künstler Karriere zu machen, trat er lieber als Jazzmusiker in Fatty Georges Club am Petersplatz auf.

Unkraut verdirbt nicht

Die Ausstellung "Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst" zeigt eine Auswahl von Objekten, Fotografien und seine "Mail-Art-Arbeiten" – mit der Post versandte Skizzen und Gedankensplitter. Dem Vergleich mit Kurt Schwitters dadaistischer Merzkunst könnte man auch die Verwandtschaft zu den französischen Nouveau Realistes, vor allem Jean Tinguely und Daniel Spoerri, anschließen.

Mit der Kamera anderer entstand seit 1958 zudem ein beachtliches fotografisches Werk, wobei das mit einer Mauer überlappende Selbstbildnis "Unkraut verdirbt nicht" auch die ironische Note hervorkehrt.

Vom "Scheißbraunen Lipizzaner" über die "Persiflagge" bis zu "Last der Kunst" empfiehlt sich oft auch der Blick auf Rückseiten-Beschriftungen.

Im Überblick wirkt der Raum mit den vielen bunten Skulpturen und Objekten fast wie ein Labor oder ein Spielplatz des Experimentellen.

Seit den 80er Jahren werden die Werke zunehmend geordneter, das frühe Chaos weicht klareren Bildaussagen: "Was weiß ein Fremder" oder "Konservatives Weltbild" und zuletzt "Irrak."

Die Devise "Kunst ist Angriff" ist ihm zwar geblieben, aber Padhi Frieberger muss sich nun doch der Eingemeindung – selbst solcher bissiger Sprüche – ins Museale stellen.

Padhi Frieberger: Ohne Künstler keine Kunst

Kuratorin: Maria Bussmann MAK

Bis: 30. März

Anregend anders.

Dienstag, 23. Oktober 2007


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