Sein Kampf gegen Kunstmarkt und Museen ist
legendär und doch ist ein Teil seines Werks nun auch im Museum
gelandet: Padhi Frieberger, Zeitgenosse der Wiener Gruppe, ewig junger
Anarchist am Rande der Kunstszene in Wien, inszenierte auch sein Leben
zum Gesamtkunstwerk.
Auf Schwarzweißfotos der 60er Jahre sieht
man ihn mit Oswald Wiener, Walter Pichler, Kurt Kalb, Elfie Semotan,
Ferry Radax, Caspar Einem oder André Heller – meist langhaarig und mit
Bart. Hippie vor der Hippiezeit, Radfahrer und Alternativer vor der
Grünbewegung, züchtete er Friedenstauben und verkaufte nur an wenige
seine Assemblagen, das sind Werke zwischen Skulptur und Objektbild, zum
Teil aus Fundstücken im Collageverfahren kombiniert.
Geld spielt keine Rolle
Da er immer karg lebte, spielte das Geld kaum eine Rolle, und
gesellschaftliche Verankerung lehnte er ab: es kam zu
Ausstellungsabsagen und Verweigerungen – selbst beim Grazer
Avantgardefestival "Steirischer Herbst" erschien der Eingeladene nicht.
Bei Käufern oder Preisjurys gilt er bis heute als schwierig.
Statt als Künstler Karriere zu machen, trat er lieber als Jazzmusiker in Fatty Georges Club am Petersplatz auf.
Unkraut verdirbt nicht
Die Ausstellung "Padhi Frieberger. Ohne Künstler keine Kunst" zeigt
eine Auswahl von Objekten, Fotografien und seine "Mail-Art-Arbeiten" –
mit der Post versandte Skizzen und Gedankensplitter. Dem Vergleich mit
Kurt Schwitters dadaistischer Merzkunst könnte man auch die
Verwandtschaft zu den französischen Nouveau Realistes, vor allem Jean
Tinguely und Daniel Spoerri, anschließen.
Mit der Kamera anderer entstand seit 1958 zudem ein beachtliches
fotografisches Werk, wobei das mit einer Mauer überlappende
Selbstbildnis "Unkraut verdirbt nicht" auch die ironische Note
hervorkehrt.
Vom "Scheißbraunen Lipizzaner" über die "Persiflagge" bis zu "Last
der Kunst" empfiehlt sich oft auch der Blick auf
Rückseiten-Beschriftungen.
Im Überblick wirkt der Raum mit den vielen bunten Skulpturen und
Objekten fast wie ein Labor oder ein Spielplatz des Experimentellen.
Seit den 80er Jahren werden die Werke zunehmend geordneter, das
frühe Chaos weicht klareren Bildaussagen: "Was weiß ein Fremder" oder
"Konservatives Weltbild" und zuletzt "Irrak."
Die Devise "Kunst ist Angriff" ist ihm zwar geblieben, aber Padhi
Frieberger muss sich nun doch der Eingemeindung – selbst solcher
bissiger Sprüche – ins Museale stellen.
Padhi Frieberger: Ohne Künstler keine Kunst
Kuratorin: Maria Bussmann MAK
Bis: 30. März
Anregend anders.
Dienstag, 23. Oktober 2007