Kultur

Ein schlampiger Realist

08.02.2007 | SN
Pop, Sex und andere Unanständigkeiten: "Menschenspiel" von Ronald Kodritsch

MARTIN BEHR

GRAZ (SN). Hat Ian "Lemmy" Kilmister wieder einmal zu viele Bierdosen vernichtet? Oder warum blickt der Motörhead-Frontmann so schmerzverzerrt? Die aus Bronze gefertigte Kleinplastik "Lemmy" des 37-jährigen, in Leoben geborenen Künstlers Ronald Kodritsch erinnert an eine Totenmaske. Ähnlichkeiten mit dem Heiland sind ganz und gar nicht zufällig, sondern beabsichtigt. Die Kunst als "Menschenspiel", wie auch der Titel der Kodritsch-Personale in der Grazer Galerie Schafschetzy lautet.

Pop, Banalitäten, frecher (Männer-)Witz, rotzige Themen, provokante Sujets und ein ausgeprägter Hang zum Sarkasmus: Das ist die Welt des bildenden Künstlers Kodritsch, der, wie im "Menschenspiel"-Katalog nachzulesen ist, in Wien lebt und "viel arbeitet". Er ist respektlos gegenüber seiner Umwelt, auch gegen sich selbst und schleudert Skizzen wie "Puff", "Hammerfrau" oder "Bissi schüchtern" auf das Papier.

In seinen großformatigen Ölbildern ist Sexualität ein wichtiges Thema, in Verbindung mit Popkultur und privaten Mythologien formt Kodritsch einen visuellen Kosmos, der auf die Arbeiten der Düsseldorfer Fraktion der "Jungen, Wilden Malerei" ab Ende der 70er Jahre aufbaut. Geistiger Pate dieser von TV, Kino, Comic, Rockbühne und Pornoheft beeinflussten Malerei ist Martin Kippenberger. Das Handwerk wird bewusst vernachlässigt, der Dilettantismus mag bisweilen pubertär sein, hat aber auch Charme. Der Künstler selbst bezeichnet sich als Vertreter eines "Schlampigen Realismus".

Alles ist für Kodritsch kunstwürdig: Der wie ein Ufo schwebende Cowboyhut aus der legendären TV-Serie "Bonanza", der auf einem Zebrastreifen hinweggestreckte Dachs, die privaten Gefühle zur Musikerin und Künstlerin Kim Gordon. Er setzt dem in Salzburg lebenden Schauspieler Helmut Berger auf einem Gemälde Teufelshörner auf ("Die Hölle ist ausgebucht") und malt sich selbst als geilen, gelben Frosch. Einer der austeilt, darf sich selbst auch nicht zu wichtig nehmen. (Bis 13. März)

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