Feldkirch (VN-ag) Mit der Universalmetapher "Nachschub" jongliert
eine internationale Gruppenausstellung von "Kunst.Vorarlberg" in
Feldkirch. Während die Kunst mehrheitlich auf Überraschungen
verzichtet, wurde mit der ÖBBRemise ein ungewöhnlicher Ort gefunden.
Aus der Not, über keine ständigen Ausstellungsräume zu verfügen,
hat man bei "Kunst.Vorarlberg" inzwischen schon eine Tugend gemacht.
Nach "ICH" im Transformerhaus in Bregenz unternehmen nun im
stillgelegten Materiallager der Remise 12 Künstler(innen) den
Versuch, den erweiterten Begriff "Nachschub" in den Kunstkontext zu
transportieren. Auf bekannte Namen und gute Kunst setzend, hat
Kurator Karlheinz Pichler zwar eine stimmige Schau mit Flair
inszeniert, doch fehlen die Überraschungen am Rande, der "Nachschub"
an neuen Namen. Nachschub für "Kunst.Vorarlberg" ist vor allem aus
der Schweiz angerollt.
Astronaut in der Remise
Eine rotweißkarierte Kulisse für ihre mit Verhaltensmustern
operierende Performance "Pattern" haben sich Bella Angora (alias
Sandra Dorner) und Christian Falsnaes geschaffen, während Max Grüter
seine eigene Figur mittels Computersimulation als Astronaut durch
den Remisenraum schweben lässt. Vom eigenen Körper bzw. Kopf geht
auch das Schweizer Künstlerduo Com&Com aus. Silberfarbene,
reproduzierte Schädelmodelle der beiden Künstler spielen mit Bild,
Abbild und Realität. Aus dem Künstlerverbund mit Andy Guhl gelöst,
befasst sich der Schweizer Biennale-Beitrag von 2001, Norbert
Möslang, mit einer licht- und lautstarken Soundinstallation mit
Frequenzmodulierungen und dem Verschmelzen von Klang, Bild und Raum.
Der Bildhauer Rudolf Tschudin agiert mit seinen aus modularen Formen
aus Eisenblech spielerisch zwischen Stabilität und Instabilität,
während Hans-Ruedi Fricker zu einer Kletter-Exkursion in sein
mehrjähriges Projekt "Alpstein-Museum" einlädt und das fotografische
"Frühlingsmahl" der bekannten Performancekünstlerin Victorine Müller
als Hommage an die große Meret Oppenheim gleich dreifach verzaubert.
Schnaps, Zigaretten . . .
Zwischen Foto, Video und Performance siedeln sich die Arbeiten
von Oliver Hangl an, wo es auf subtile Weise um die Verdoppelung von
Identitäten geht, wohingegen sich Roland Adlassnigg in sechs Kisten
ein wunderbares "Emotionsdepot" angelegt hat. Selbst gebrannter
Birnenschnaps, Gitanes-Zigaretten, Kaffee, Bilder und Hirn -
Künstlerherz, was begehrst du mehr? Neben diesem Depot bekommt der
Satz von Ines Agostinelli, der einem im ganzen Gelände begegnet,
neue Bedeutung. Das Lippenstift-Graffiti "No. 04 Rose Essentiell"
der jungen Hörbranzerin "Ishould not be so hungry" handelt von
weiblichen Begierden, aber auch von Kunst- und Machtgelüsten. Neben
so viel Sexappeal nimmt sich der Steinhaufen von Herbert Meusburger
aus Bizau, der mit seinem Wachsüberzug den politischen Einheitsbrei
kommentiert, ziemlich archaisch aus.