VN Do, 24.6.2004

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Kultur 

Der rollende Nachschub

Sonderprojekt von "Kunst.Vorarlberg" in Feldkirch

Feldkirch (VN-ag) Mit der Universalmetapher "Nachschub" jongliert eine internationale Gruppenausstellung von "Kunst.Vorarlberg" in Feldkirch. Während die Kunst mehrheitlich auf Überraschungen verzichtet, wurde mit der ÖBBRemise ein ungewöhnlicher Ort gefunden.

Aus der Not, über keine ständigen Ausstellungsräume zu verfügen, hat man bei "Kunst.Vorarlberg" inzwischen schon eine Tugend gemacht. Nach "ICH" im Transformerhaus in Bregenz unternehmen nun im stillgelegten Materiallager der Remise 12 Künstler(innen) den Versuch, den erweiterten Begriff "Nachschub" in den Kunstkontext zu transportieren. Auf bekannte Namen und gute Kunst setzend, hat Kurator Karlheinz Pichler zwar eine stimmige Schau mit Flair inszeniert, doch fehlen die Überraschungen am Rande, der "Nachschub" an neuen Namen. Nachschub für "Kunst.Vorarlberg" ist vor allem aus der Schweiz angerollt.

Astronaut in der Remise

Eine rotweißkarierte Kulisse für ihre mit Verhaltensmustern operierende Performance "Pattern" haben sich Bella Angora (alias Sandra Dorner) und Christian Falsnaes geschaffen, während Max Grüter seine eigene Figur mittels Computersimulation als Astronaut durch den Remisenraum schweben lässt. Vom eigenen Körper bzw. Kopf geht auch das Schweizer Künstlerduo Com&Com aus. Silberfarbene, reproduzierte Schädelmodelle der beiden Künstler spielen mit Bild, Abbild und Realität. Aus dem Künstlerverbund mit Andy Guhl gelöst, befasst sich der Schweizer Biennale-Beitrag von 2001, Norbert Möslang, mit einer licht- und lautstarken Soundinstallation mit Frequenzmodulierungen und dem Verschmelzen von Klang, Bild und Raum. Der Bildhauer Rudolf Tschudin agiert mit seinen aus modularen Formen aus Eisenblech spielerisch zwischen Stabilität und Instabilität, während Hans-Ruedi Fricker zu einer Kletter-Exkursion in sein mehrjähriges Projekt "Alpstein-Museum" einlädt und das fotografische "Frühlingsmahl" der bekannten Performancekünstlerin Victorine Müller als Hommage an die große Meret Oppenheim gleich dreifach verzaubert.

Schnaps, Zigaretten . . .

Zwischen Foto, Video und Performance siedeln sich die Arbeiten von Oliver Hangl an, wo es auf subtile Weise um die Verdoppelung von Identitäten geht, wohingegen sich Roland Adlassnigg in sechs Kisten ein wunderbares "Emotionsdepot" angelegt hat. Selbst gebrannter Birnenschnaps, Gitanes-Zigaretten, Kaffee, Bilder und Hirn - Künstlerherz, was begehrst du mehr? Neben diesem Depot bekommt der Satz von Ines Agostinelli, der einem im ganzen Gelände begegnet, neue Bedeutung. Das Lippenstift-Graffiti "No. 04 Rose Essentiell" der jungen Hörbranzerin "Ishould not be so hungry" handelt von weiblichen Begierden, aber auch von Kunst- und Machtgelüsten. Neben so viel Sexappeal nimmt sich der Steinhaufen von Herbert Meusburger aus Bizau, der mit seinem Wachsüberzug den politischen Einheitsbrei kommentiert, ziemlich archaisch aus.

Die Ausstellung "Nachschub" in der ÖBB-Remise in Feldkirch ist bis zum 4. Juli zu sehen, geöffnet Freitag, 13 bis 20, Samstag und Sonntag, 10 bis 20 Uhr.

Hommage an Meret Oppenheim von Victorine Müller. (Foto: ag)




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