Bregenz (VN-cd) In der einen Hand die Skizze, in der anderen den
Pinsel - der Farbtopf ist schon oben. So gerüstet geht es steil
hinauf zur obersten Kante des Kunsthauses, während der Tizian-Platz
weich erscheint und immer weiter wegrückt.
Der eingeschränkte Ausblick durch die milchig getönten
Glasschindeln wäre nicht das Problem, das liegt wesentlich näher,
genau genommen unter den Schuhsohlen, wo eine Plattform gerade noch
zwei nicht allzu ausladenden Figuren Platz bietet.
Tone Fink, Österreichs bekannter Kunsttausendsassa mit Wurzeln im
Bregenzerwald, hat - wie berichtet - die Herausforderung angenommen
und wird das Kunsthaus nicht nur mit mobilen Objekten bevölkern,
sondern angesichts eines OEuvres, in dessen Mittelpunkt Haut und
Panzerung (und deren menschliche wie gesellschaftliche Bedeutung)
stehen, auch die Glashaut bewältigen. "Irrgärtnerische Wucherungen"
oder "grafisch glühende Verästelungen" soll sie getreu des Finkschen
Werkvokabulars erhalten. Trotz gedrosselter Motorik schritt die
Umsetzung der Vorlage auf das Großformat der KUB-Front gestern gut
voran.
Bis zu Mittag sind zwei Schindelreihen fertig und auch mit den
Überlappungen hat es geklappt. Fink wollte keinesfalls einzelne
Schindelbilder schaffen, wird am heutigen zweiten Tag der Aktion dem
"organischen Geäst" aber noch ein paar "Schönschreibstricheleien"
hinzufügen. Der Zeichner, "Reißer", Objektkünstler, Filmemacher und
Performer ist vorerst zufrieden und denkt insgeheim daran, dass sich
die weiße Farbe in wenigen Wochen getreu Finkscher Häutung wieder
abziehen lässt.