Salzburger Nachrichten am 08. Februar 2002 - Bereich: kultur
Wenn der Maler zum Zuschauer wird

Gottfried Feldner und Josef Schweiger im Salzburger Künstlerhaus

Der Kunstverein, der darauf aus ist, neue Entwicklungen zu dokumentieren, erinnert zwischendurch daran, dass die Malerei immer noch am Leben ist. Diesmal sind es der in Wien lebende Tiroler Gottfried Feldner und der Salzburger Josef Schweiger, die ihre Arbeiten im großen Saal des Künstlerhauses präsentieren. Beide sind übrigens Absolventen des Mozarteums, das mit seiner Kunstsparte seit vielen Jahren die Salzburger Szene belebt. Beide sind im positiven Sinn unfertige Künstler, das heißt, dass sie sich radikale Fragen darüber stellen, was ein Bild ausmacht.

Feldner sagt, dass die zunächst weiße leere Fläche zur Überlegung herausfordert, wie sie strukturiert werden soll, ob geometrisch oder in freien Formen, wie der Aufbau zu gestalten ist, wie die Größenordnung bestimmter Flächen zueinander zu bestimmen ist und die Instrumentierung durch die Farben erfolgen soll. So gesehen könnte man Feldners eher kleinformatige Arbeiten auf Papier und auf Leinwand als Beispiele eines pädagogischen Programms verstehen. Tatsächlich ist es sehr ergiebig, die verschiedenen Ansätze - sie reichen von signalhaften Bildfindungen bis zu formal und farblich höchst differenzierten Ausformulierungen - zu verfolgen.

Josef Schweiger zeigt nicht zum ersten Mal eine Bildserie. Sie besteht diesmal aus 43 Elementen in einer sehr bemerkenswerten Abfolge. Schweiger gesteht bei seinem Experiment den Farben Eigenleben zu. Er selbst ist nicht der Schöpfer, sondern der Beobachter, der die Vorgänge nicht steuert. Das erste Bild hat vier senkrechte Farbstreifen. Hier am Start halten sich die Farben an ihre Begrenzungen. In der Folge aber beginnen sie sich in einem spannenden Prozess zu durchdringen und zu überlagern. Welche Farbe setzt sich gegen die anderen durch?

Am Anfang scheinen Grün und Rot zu dominieren, dann kommt das Blau stärker ins Spiel. Ihren Frieden finden die Farben zuletzt, wenn die Spannungen zu einem monochromen Bild mit einem sanften Lilaton zusammenschrumpfen. In jeder Phase entsteht ein Bild, das zu Impressionen aus dem Kosmos, aus der Tiefsee und aus dem Vorbewussten einlädt.

WERNER THUSWALDNER