Virtueller Rundgang für Anfänger und Fortgeschrittene

Die Ausstellung net_condition lädt zur Erkundung der Netzkunst ein. Sie findet in Graz, Karlsruhe, Barcelona, Tokio und natürlich im Internet statt.


Die multilokale Ausstellung net_condition ist eine ideale Gelegenheit für Neulinge, sich mit dem Thema Netzkunst zu befassen und erste Eindrücke von diesem recht neuen Genre zu gewinnen.

Besuch in der Netz-Galerie

Den Anfang macht man am besten im Internet selbst. Das ist einerseits am billigsten und hat andererseits den Vorteil, die Kunst dort zu begutachten, wo sie herkommt und eigentlich auch hin gehört.

Als Einstieg sei die historische Pionierleistung Benjamin Weils (Begründer des legendären äda'web empfohlen. Auf der Website "Plain.html: looking at net.history" (http://plain.html.stherbst.adm.at) gibt er ab 23. September einen Einblick in die Geschichte der Net.Art, zeigt ihre Ursprünge auf und nennt die wichtigsten Namen der Szene.

Interaktives Roadmovie

Eines der "ausgestellten" Projekte ist Vivian Selbos interaktiver Roadtrip http://www.newmediacentre.com/partsofspeech. Der willige Fahrer begibt sich auf eine virtuelle Reise zwischen e-mails, fließendem ASCII-Text und der Beschäftigung mit grundlegenden Fragen elektronischer Kommunikation: "of course email's (also) a vehicle of emotion, nuance and gossip". Auch Selbos unter anderem optisch äußerst ansprechendes Vertical Blanking Interval lädt zu näherer Erkundung ein.

Weitere Surftipps zur net_condition

Giselle Beiguelmans The Book after the Book
Jody Zellens Ghostcity
JODIs CTRL-SPACE
Alexej Shulgins Form Art Competition
Zahlreiche Links zu Netzkunstwerken finden sie ab 23. September auf den Websites der vier an der net_condition beteiligten Institutionen.

Steirischer Netzherbst

Wer vom Netz überzeugt wurde, hat in Graz von 25. September bis 24. Oktober die Möglichkeit, im Rahmen des steirischen herbstes 99 im AVL ART GATE die Möglichkeit, sich eingehender mit der Materie zu befassen, bei der Eröffnung werden außerdem zahlreiche Künstler anwesend sein, unter ihnen Margarete Jahrmann und Max Moswitzer (Konsum.Art Server).

Margarete Jahrmann und Max Moswitzer
Margarete Jahrmann und Max Moswitzer

Während der Ausstellungsdauer sind vor Ort auch einige Installationen zu sehen, wie etwa Marina Grzinics und Aina Smids "net.art.archive" (net.art.archive.stherbst.adm.at, ab 24. September). Bei diesem Projekt handelt es sich um einen Netz-Text, der sich mit der Aufarbeitung ex-jugoslawischer Geschichte beschäftigt. Gezeigt werden Videostills von zwei Arbeiten der Künstler.

Aus Marina Grzinics und und Aina Smids
Aus Marina Grzinics und und Aina Smids "net.art.archive"

net_condition @ ZKM

Wessen Interesse an Netzkunst dann erst so richtig geweckt wurde, der sollte die Mühe einer Reise nach Karlsruhe in Kauf nehmen. Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) bildet von 23. September bis 9. Jänner den Mittelpunkt der net_condition.

Hier sind die meisten, hauptsächlich eng mit dem Internet verwobenen Installationen zu sehen. Verteilte virtuelle Realität, shared cyberspace, dislozierte Kommunikation, multi user environments und eine Insel mit Netzspielen bilden die vorrangigen Schwerpunkte der Ausstellung in Karlsruhe.

Einblicke in die Netzkunstproduktion

Aber auch die Produktionsweise von netzspezifischen Kunst- und Metaprojekten soll in der Lounge des ZKM erkundet werden. Workshops, Chats, Präsentationen und Vorträge werden 14-tägig das Ausstellungsprogramm abrunden. Die exakten Themen und Termine sollten ab 23.9. auf der ZKM-Homepage nachzulesen sein.

Wer dann noch nicht genug hat und die Beschäftigung mit Netzkunst mit der Erkundung des angeblich heißesten Nachtlebens der Welt verbinden möchte, der sollte die net_condition-Abteilung MECAD (Media Center of Art and Design) in Barcelona besuchen.

Absatz ohne Zielgruppe

Net.Art-Freaks, deren Geldbörse es zulässt, können den ultimativen Liebesbeweis für Netzkunst erbringen, indem sie zum NTT InterCommunication Center (ICC) nach Tokyo pilgern. Dort werden sie dann mit einigen sehenswerten interaktiven Installationen belohnt.

Eines der Projekte, das die vier verschiedenen Schauplätze der Ausstellung miteinander verbindet, ist Masaki Fujihatas "Nuzzle Afar". Mittels Trackpoint kann der Besucher auf einem Display einen virtuellen Raum erforschen. Dabei hinterlässt er Spuren, die in Folge auch auf Screens an den jeweils anderen Orten zu sehen sind. Ein dreidimensionaler Interaktionsraum entsteht, der unterschiedliche Stufen der Begegnung offeriert und gemeinsame Erfahrungen zulässt.

Mit einiger Verspätung wird schließlich der von Peter Weibel und Timothy Druckrey (MIT, Massachusetts Institute of Technology) herausgegebene Ausstellungskatalog "net_condition: art and global media" erscheinen. Er wird erst ab Frühjahr 2000 erhältlich sein.

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