Erwin Wurms aktuelle Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg: 36 Selbstporträts als Essiggurkerl.
Salzburg - Aufrecht, gekrümmt, frech, individuell und manchmal auch obszön: Erwin Wurms in Acryl gegossene und naturalistisch bemalte Essiggurkerln und Salatgurken haben fast menschliche Eigenschaften und Tugenden. Des Österreichers Affinität zum Essiggurkerl ist ja bekanntlich groß. Bei Wurm wird sie sogar zum Spiegel seiner selbst.
36 Selbstporträts als Essiggurkerl stehen als Unikate auf weißen Podesten. Das Gurkerl als Kunstobjekt, obwohl es nur den "Schönheitskoeffizienten von Krötenhaut" hat, wie es in der Begleitbroschüre heißt: ein (selbst)ironischer Kommentar zum übersteigerten Selbstdarstellungskult.
Mit dieser Installation aus dem Jahr 2008, die europaweit erstmals vollständig zu sehen ist, liefert Wurm humorvolle Einblicke in die Wesenswelt dieses landwirtschaftlichen Produkts: als zentraler Bestandteil österreichischer Jausenkultur. In Wurstsemmel, Herrengulasch oder zur Brettljause spiegelt sich die österreichische Seele. Keine Gurke gleicht der anderen, so wie kein Mensch dem anderen gleicht.
Wurm möchte seine Installation klugerweise nicht interpretieren, rät aber allen Österreichern, mehr Essiggurkerln zu essen.
Der Künstler, der sich praktisch selbst die "Gurke" verlieh, ist nicht auf eine Richtung festzulegen. Facettenreich setzt er sich mit Zeichnung, Fotografie und Videokunst auseinander, um den Skulpturbegriff über seine bisherigen Grenzen hinaus zu treiben. So sind in dieser Ausstellung einige seiner performativen Skulpturen, die One Minute Sculptures, zu erfahren: Jemand balanciert zwei Schreibstifte auf der Oberseite seiner Schuhe, Alltagsgegenstände auf einem Tisch werden aus ungewöhnlicher Kameraperspektive aufgenommen, Orangensaft rinnt durchs Bild. Bei Wurm, selbst Hauptakteur seiner Clips, wird alles Skulptur, sogar Gedanken.
Diese One Minute Sculptures bilden auch den Schlusspunkt einer weiteren Ausstellung im Museum der Moderne.
Österreichische Videokunst
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Realität und Virtualität verschmelzen, die Besucher ertrinken geradezu in dieser Bilderflut eng nebeneinander gereihter Clips. Die mitunter furchterregenden, aggressiven, aber auch stillen Arbeiten der 27 Künstler lassen den Betrachter verstört zurück. (Christian Weingartner, DER STANDARD/Printausgabe, 26./27.06.2010)
Beide Ausstellungen bis 10. 10.
www.museumdermoderne.at
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(selbst)ironisches
(Selbst)portrait eines am Kunstmarkt etablierten Künstlers. Toll.
Wirklich eine Bereicherung der ö. "kunst"landschaft, die schon seit
Jahren permanent nur um sich selber kreist.
Wie es so schön heisst: Kunst und Kunstmarkt sind nicht unbedingt
dasselbe, manchmal sogar sehr verschieden. Naja, Hauptsache ihm und den
Galeristen macht es Spass.
weils so schön zum thema passt:
http://vimeo.com/7983860
Wurm ist einer der wichtigsten internationalen zeitgen. Künstler, nicht weil er selbst dies bestimmt hat oder darauf aus ist, irgendjemanden zu veralbern, sondern weil er einige wichtige Neuerungen in die Kunst einführte. Bei vielen seiner Arbeiten ist Lachen ausdrücklich erlaubt, obwohl auch jedes seiner vordergründig "witzigen" Kunstwerke bei näherer Überlegung großen Tiefgang aufweist. Wurm schafft es, sowohl Volksschulklassen als auch Experten mit seiner Arbeit zu begeistern. Das Einzige, was man bei einem Ausstellungsbesuch mitbringen sollte, sind offene Augen und offene Ohren, ohne eine fixe Idee im Kopf, was Kunst sein darf und was nicht. Kunst ist wie die Menschen selbst, sie muss nicht allen gefallen.
Hier zum besseren Verständnis 3 ganz aktuelle Positionen, wohl gemerkt 3 von vielen! Eine aus Deutschland, eine aus Frankreich und eine aus Belgien, die in ihrer Weise erst nach Wurms one-minute-sculptures entstehen konnten. http://www.youtube.com/watch?v=-hvhz02j-oQ stammt von Guillaume Désanges aus Frankreich, http://www.youtube.com/watch?v=EifTMmx5NSc kommt von Miet Warlop aus Belgien und http://www.youtube.com/watch?v=i6jElhzC_8Q von dem deutsch/libanesischen Duo Prinz Gholam. Hoffe, dass ich meine Aussage damit etwas klarer zum Ausdruck bringen konnte - freue mich aber auf historische Gegenbeispiele. LG aus Strasbourg.
Wurm hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, was ist Skulptur eigentlich? Was versteht man unter Skulptur? Ist eine Skulptur nur dann eine Skulptur, wenn sie einen scheinbaren Ewigkeitscharakter aufweist? Ist eine Skulptur nur dann eine Skulptur, wenn sie einem Ideal huldigt, das in einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Gesellschaft als solches festgelegt wurde? Kann man der Skulptur sowohl ihr elitäres Dasein als auch ihre Permanenz nehmen? Darauf fand Wurm mit seinen "one-minute-sculptures" eine neue, ganz persönliche Antwort. Seine Idee macht inzwischen weltweit Schule und ist eingegangen in andere Bereiche der Kunst (ich poste hier gesondert noch drei links) LG
Kunstmarketingstrategisch ist der Wurm sicher auf höchsten Niveau. Wär er nicht Künstler, würd er wahrscheinlich Animationen für Disney machen. Wenn Sie auch so viel kreativen Output haben wollen, empfehle ich SpongeBob Schwammkopf als Impulsgeber.
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