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vom 16.03.2006 - Seite 025
Schnee, Schnee und wieder Schnee

Falls Sie die "weiße Pracht" heuer endgültig satt haben, ist die neue Ausstellung im Wiener Leopold Museum nichts für Sie. Denn Schnee- bzw. Winter-Szenen bilden den Schwerpunkt im Werk des Tiroler Malers

Alfons Walde (1891-1958), dem die aktuelle Personale gewidmet ist.

VON IRENE JUDMAYER

Er ist ja heuer schon ein echtes Reizwort geworden: der Schnee. Doch Schnee, Schnee und wieder Schnee ist trotzdem das Leitmotiv in dieser beeindruckenden Retrospektive, die im 2. Obergeschoß des Wiener Leopold Museums 130 Gemälde von rund 30 Leihgebern zeigt.

Gert Amann - renommierter Walde-Forscher und einstiger Direktor des Tiroler Landesmuseums - hat den Überblick über das Schaffen des außergewöhnlichen österreichischen Künstlers Alfons Walde zusammengestellt.

Schiele-Porträt

Ein rundum spannender Aufbau ist ihm dabei gelungen. Einerseits wird er dem "Walde-Typischen" und Populären gerecht. Mit den berühmten Großformaten, deren verblüffende plastische Wirkung auf unterschiedlich abschattierten Weißtönen beruht. Andererseits sind auch viele unbekannte Frühwerke zu sehen, viele Akte, Fotodokumente und das zeitgenössische Umfeld in aller Prägnanz.

Da überkreuzt sich so manches Motiv, da überkreuzen sich stilistische Ähnlichkeiten u.a. mit Gustav Klimt oder Albin Egger-Lienz. Eine feine Bild-Pointe ist etwa die Gegenüberstellung eines Porträts, das Walde von Schiele gemalt hat, mit einem Schiele-Selbstporträt. Kuriosa sind heutzutage auch Waldes Sport-Plakate und die Illustrationen der Bergbücher von Luis Trenker (u.a. "Berge in Flammen").

Schneekanonen unnötig

Auch die Ausstellungsarchitektur bietet so manche Ironie. So wurde etwa im Zentrum der Präsentation eine "Kitzbühel-Lounge" installiert. Ein Ruheraum, bespannt mit schneeweißem Teppich. Skibilder der Jahrhundertwende an den Wänden, alte Filme auf den Boden projiziert. Und auf den Gangböden Fototapeten von verschneiten Bergwegen.

Eigentlich hatte Museumschef Leopold ja auch noch Schneekanonen bestellt. Für eine Walde-passende Eröffnung. Doch die hat ihm der diesjährige Winter aus der Hand genommen. Das virtuose Spiel mit dem Licht auf Schnee, das Walde in seinen (Kitzbüheler) Gemälden perfektionierte, findet draußen ohnehin seine naturgegebene Fortsetzung.

Walde-Ausstellung

Ausstellungsdauer: 17. März bis 19. Juni 2006.

Öffnungszeiten: tägl., 10-18 Uhr, Donnerstag, 10-21 Uhr, Dienstag, geschlossen.

Katalog: 140 Seiten, ill.; 24,50 Euro.

Info: 01-525 70-15 25

Wegweiser: ab Wien-Westbahnhof mit der U3 bis zur Station Volkstheater (eine Fahrt 1,50 Euro).

Die Abendsonne taucht den verschneiten Berggipfel in zartes Orange. Foto: Katalog/Leopold Museum


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