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MEINUNG

Wo bleibt das Künstlerlexikon?

VON WALTER FINK

In einigen Gesprächen zur Situation der Kunst in Vorarlberg wurde in der letzten Zeit immer wieder die Frage nach der Landesgalerie gestellt. Man erinnert sich: Noch unter dem damaligen Landeshauptmann und Kulturreferenten Herbert Keßler wurde eigentlich nie vom Bau eines Kunsthauses, sondern immer nur von der Notwendigkeit einer Landesgalerie gesprochen. In ihr sollte so eine Art Geschichte der bildenden Kunst in Vorarlberg, mit etwas mehr oder weniger Platz für die mehr oder weniger wichtigen Künstler, gezeigt werden. Im Laufe der Jahre änderte sich das Anliegen, Ergebnis war der Bau des Kunsthauses in heutiger Form. Der Wunsch nach einer Landesgalerie war in den Hintergrund getreten, nun aber wird er wieder häufiger - auch auf politischer Ebene - artikuliert.

Dabei könnte man sich diese Diskussion eigentlich sparen. Man müßte nur dem Landesmuseum jenen Platz geben, den es benötigt - und schon hätte man eine solche Landesgalerie. Denn schon heute sind die wichtigsten Vertreter Vorarlberger Kunst aus den letzten zweihundert Jahren im Museum zu sehen. Zugegebenermaßen nicht in der Präsentation und in der Quantität, wie man sich das wünschen würde. Aber da stehen eben die bekannten Probleme des Museums dagegen. Würde man hier eine Lösung finden, die praktikabel und finanzierbar wäre, so würde sich die Frage der Landesgalerie nicht mehr stellen, dann wäre sie gelöst, dann könnte man auch die erheblichen Bestände aus dem Depot in die Schausammlung integrieren.

Man könnte der Vorarlberger Kunst aber einen anderen Gefallen tun, der erstens notwendig und zweitens finanziell verkraftbar wäre. Im Jahre 1976 zeigte das Vorarlberger Landesmuseum die Ausstellung "Kunst in Vorarlberg 1900 - 1950". Dazu erschien ein vom heutigen Direktor des Museums, Helmut Swozilek, bearbeiteter umfangreicher Katalog, in dem geradezu akribisch die Kunst der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts aufgearbeitet ist. Seit langem ist dieses Buch zum Standardwerk für all jene geworden, die sich mit der Kunst dieser Zeit in unserm Land auseinandersetzen, die beruflich damit zu tun haben oder die sich ganz einfach dafür interessieren. Es lag nahe, daß diese Arbeit eine Fortsetzung erfahren sollte. Schon der frühere "Kulturhofrat" Arnulf Benzer versuchte, das in die Wege zu leiten. Ein "Vorarlberger Künstlerlexikon" sollte herausgebracht werden, das den vorliegenden Katalog in Zeit und Umfang erweitern sollte. Detaillierte Gespräche mit Autoren und mit einem Verlag wurden geführt. Ergebnis wurde keines erzielt.

Das ist mehr als zwanzig Jahre her. Und seither hat es immer wieder Ansätze zu einem Neustart dieses Unterfangens gegeben. Neue Autoren kamen ins Spiel, neue Verlage. Schließlich landete man - die technischen Möglichkeiten hatten sich über die jahrelangen Verhandlungen geändert - beim Internet, in dem ein solches Künstlerlexikon angeboten, laufend ergänzt und aktualisiert werden sollte. Schlußendlich sollte das das Kunsthaus Bregenz betreiben. Und so fanden sich schon nach kurzer Zeit einige Angaben im Netz. Heute sucht man auch beim Kunsthaus im Internet vergeblich. Aufgrund finanzieller und personeller Uneinigkeit wurde die Sache wieder unterbrochen, die wenigen angebotenen Angaben wurden wieder zurückgenommen. Und wir stehen wieder dort, wo wir vor einem Vierteljahrhundert angefangen haben. Vor dem Nichts.

Es bedürfte keines allzu großen Kraftakts, um dieses Projekt wieder in Angriff zu nehmen, die Kosten scheinen auch einschätzbar zu sein. Für die wissenschaftliche Arbeit zur Kunst in Vorarlberg aber wäre es ungemein wichtig, einen solchen Überblick zur Verfügung zu haben. Für die Kunstinteressierten wäre es zumindest von Vorteil. Und gegenüber den Künstlern wäre es eine angebrachte Verbeugung.

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Die persönliche Meinung des Gastkommentators muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen. Auf Wunsch des Autors erscheint diese Kolumne in der alten Rechtschreibung.




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