23.09.2003 13:09
Ruth Beckermann-Werkschau in Graz
Sechs Dokumentarfilme der Filmemacherin, deren zentrale Themen die
Jüdische Identität und die Rekonstruktion von Vergangenheit sind - Foto
Graz - Eine Werkschau der österreichischen Dokumentarfilmerin
Ruth Beckermann ist ab Donnerstag (25. September) im Rahmen von "Graz 2003" in
der steirischen Landeshauptstadt zu sehen. Die Werkschau im Grazer Rechbauerkino
zeigt sechs Arbeiten aus den Jahren 1983 ("Wien Retour") bis 2001
("Homemad(e)"). Die jüngste Filmarbeit Beckermanns - "europamemoria" - wird noch
bis zum 28. September in einer Installation auf 25 Bildschirmen in 25 Kabinen im
Grazer "Dom im Berg" gezeigt.
"Ein flüchtiger Zug nach dem Orient" als
Eröffnungsfilm
Die in Wien als Kind jüdischer Überlebender des
Holocaust geborene Filmemacherin dreht seit 1977 Dokumentarfilme. Jüdische
Identität, die Suche nach vergessenen Traditionen, die Rekonstruktion von
Vergangenheit, das Politische, das sich im Persönlichen spiegelt, sind ihre
zentralen Themen. So machte sich Beckermann im Jahr 1999 für ihren Film "Ein
flüchtiger Zug nach dem Orient" in Ägypten auf der Suche nach Elisabeth,
Kaiserin von Österreich. Die Bilder dieser Reise und die Interpretation der
Aufzeichnungen Elisabeths sind Bestandteile einer Reflexion über die Fremde aber
auch über Mythos und Wirklichkeit. Im Rahmen der Werkschau steht der Streifen
als Eröffnungsfilm am Programm (25. 9., 20.00 Uhr).
"Wien Retour" (1983)
blendet zurück in das Wien des Jahres 1924. Im zweiten Wiener Bezirk, der
Leopoldstadt, leben über 60.000 Juden, die zum großen Teil aus dem Osten der
Monarchie in die Hauptstadt gekommen sind. Damals kam auch die Familie Weintraub
nach Wien. Franz, der damals 14-jährige Sohn, erinnert sich an die Zeit: seinen
Rückzug von jüdischen Traditionen und die Hinwendung zur Arbeiterbewegung und
dem Kommunismus, und beleuchtet Kapitel der Geschichte der zwanziger und
dreißiger Jahre (26. 9., 20.00 Uhr).
In "Die papierene Brücke" (1987)
setzt sich Beckermann mit ihrer jüdischen Identität auseinander. Auf der Reise
in die Bukowina besucht sie den Geburtsort ihres Vaters und sucht die Bilder zu
den Geschichten, mit denen sie aufgewachsen ist. Für ihren Film "Nach Jerusalem"
(1990) begab sie sich auf eine Reise von Tel Aviv nach Jerusalem. (27. 9., 20.00
Uhr). Weiters zu sehen im Rahmen der Werkschau: "Jenseits des Krieges" (28. 9.,
18.00 Uhr) und die Dokumentation über die Marc-Aurel-Straße in Wien und ihre
Bewohner, "Homemad(e)" aus dem Jahr 2001 (28.9., 20.00 Uhr)(APA)