18.07.2003 19:13
Von der Essenz zur Existenz
Die
"essence" der Universität für angewandte Kunst im 20er Haus - Foto
Wien - Ein großes schwarzes Oval, bei dem ein buntes Segment
rund ein Zehntel der Fläche ausmacht: Auf dieser Grafik der Universität für
angewandte Kunst repräsentiert der bunte Haufen The Essence ihrer Arbeiten des
vergangenen Studienjahres 2002/2003. Ausgewählte Projekte zeigt die Uni diesmal,
bis Ende dieses Monats, im ehemaligen Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizer
Garten. Einiges Ausgestellte gehört eher ins 20. als ins 21. Jahrhundert.
Bescheidener in jedem Sinne ist die - im Vorjahr im Künstlerhaus
präsentierte - Leistungsschau ausgefallen, sieht man von witzigen
Einzelprojekten wie etwa SÜM, dem "Minimalzelt für Skitourengeher" von Franz
Piffl ab, bei dem die Skiausrüstung Teil des Unterschlupfs wird. Das fällt unter
"Industrial Design" wie ein studentisches Must, das ein schwedisches Möbelhaus
vielleicht unter die Lupe nehmen sollte: Der Hurly Burly von Jakob Edlbacher
schaut aus wie eine wild gewordene bewegliche Tischlampe, welche den Küchendunst
aufsaugt.
Einen (eher beängstigenden) Vorgeschmack auf künftige
Werbewelten gibt das Team des Kooperationsprojektes Leuchtathletik (Institut für
Medienkunst) mit der beliebig großen Tageslicht-Display-Technologie, welche
interaktive Werbeflächen am LED-Bildschirm erzeugt. Eher altbacken nehmen sich
die lieblos präsentierten Entwürfe der Modeklasse aus, auch die meisten
Werbeslogans und ihre Umsetzung würden in Agenturen eher Stirnrunzeln
hervorrufen.
Die zweite Wiener Kunstuni, die Akademie, hatte ihre
Diplomanden nur im Juni präsentiert. Ein hervorragender Katalog gibt jedenfalls
Überblick über die Absolvent/innen, die auf Fotografie, Malerei und
Video(installationen) fokussiert sind. Akademie-Rektor Stephan Schmidt-Wulffen
beklagt in seinem Katalogvorwort das "Spardebakel" an den Kunstunis: "Einen
schlechteren Einstieg in eine neue Universitätsepoche hätte die Politik kaum
inszenieren können! ... Der Griff in die Kasse erfolgt ohne Umsicht, Rücksicht,
Weitsicht ..." Angesichts dessen können sich Angebot wie Output an beiden Unis
trotzdem (noch?) sehen lassen. (DER STANDARD, Printausgabe,
19./20.7.2003)