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Steirisches Schloss Herberstein erhält Gironcoli-Museum

Revitalisierung eines Tennengebäudes und Neubau einer Skulpturenhalle von Bund, Land und Schlossbetreibern finanziert - Standort für 20 bis 30 Großplastiken - Fertigstellung 2004.

Wien (APA) - Die jahrelange Suche nach einem öffentlichen Präsentationsort für die Groß-Skulpturen des Kärntner Bildhauers Bruno Gironcoli scheint einem Ende zuzugehen. Wenige Tage nach dem Aus für eine "Gironcoli-Kunsthalle" in Bad Bleiberg wurden heute, Mittwoch, im Beisein der steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (V) in Wien die detaillierten Pläne für ein Gironcoli-Museum im oststeirischen Schloss Herberstein vorgestellt.

Um drei Mio. Euro (je ein Drittel kommen von Bund, Land und den Schlossbetreibern) wird Architekt Hermann Eisenköck zunächst das über 400 Jahre alte Tennengebäude revitalisieren und in einer zweiten Bauphase eine Skulpturenhalle samt -terrasse errichten. In dem Museum, das bis Herbst 2004 fertig sein soll, werden 20 bis 30 der Großplastiken als Leihgaben (für mindestens zehn Jahre) gezeigt.

Für Kunststaatssekretär Franz Morak (V) stellt das Projekt einen "Paradefall" dar, da hier sowohl das propagierte Modell der Public-Private-Partnership zum Tragen käme, als auch eine wichtige Kunstinitiative in einem Bundesland gestartet worden wäre. Der Bund wird sich an den Errichtungskosten beteiligen, dafür fällt die bisherige teure Miete für die Lagerung der Skulpturen künftig weg. Die Betriebskosten wird die Herberstein-Gesellschaft tragen. "Wir haben in den vergangenen Jahren Herberstein zu einem Tourismusmagneten entwickelt", meinte Schlossherrin Andrea Herberstein, und verwies darauf, dass seit zwei Jahren neben dem Historischen Garten und dem Tier- und Naturpark auch Gegenwartskunst gezeigt würde. So ist heuer (bis 26. Oktober) eine Ausstellung von Kiki Kogelnik zu sehen.

Sie sei vor einigen Monaten von Emil Breisach darauf aufmerksam gemacht worden, dass das historische Tennengebäude ein idealer Aufstellungsort für die Gironcoli-Arbeiten wäre, erzählte Herberstein. Die Gespräche seien überraschend schnell zu einem Abschluss gebracht worden. Mit dem Kärntner Bauunternehmer Haselsteiner, der auf der Wiener Donauplatte ebenfalls Gironcoli-Skulpturen zeigen möchte, gebe es keine Differenzen, hieß es.

Gironcoli, der heuer Österreich bei der Kunstbiennale in Venedig vertritt, bedankte sich bei Frau Herberstein und gab seiner Hoffnung Ausdruck, "dass genug Raum für jede einzelne Skulptur" vorhanden sein werde. Im alten Tennengebäude sollen rund 800 Quadratmeter, in der neuen Skulpturenhalle weitere 2.000 Quadratmeter Fläche entstehen.

Bruno Gironcoli, 1936 in Villach geboren, gilt als großer Einzelgänger, der ein komplexes und auch irritierendes Werk mit unverwechselbaren symbolhaften Formen und Chiffren geschaffen hat. Seine Arbeit, für die er 1993 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet wurde, und seine engagierte Tätigkeit als Leiter der Meisterschule für Bildhauerei der Akademie der bildenden Künste in Wien, der er seit 1977 als Nachfolger von Fritz Wotruba vorsteht, hatten großen Einfluss auf mehrere Künstlergenerationen. Seine riesenhaften organischen Skulptur-Agglomerate aus Eisen, Holz und Kunststoff in Gold-, Silber- oder Kupferfarben wurden zuletzt 1997 im Rahmen der großen Ausstellung "Die Ungeborenen" im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) gezeigt.
2003-05-28 12:35:29