01. Juni 2010 - 00:04 Uhr · Von Irene Gunnesch · Kultur

Wach’ ich oder träum’ ich: Container-Bogen über Straßenbahn!

Wach’ ich oder träum’ ich: Container-Bogen über Straßenbahn!

Sitzen Sie grad in der Straßenbahn? Auf dem Weg zur Arbeit? Falls ja, und falls Sie dabei den Linzer Hauptplatz überqueren: Sie werden Augen machen! Garantiert!

Denn heute zwischen Mitternacht und drei Uhr früh wurde hier ein riesiger, kurioser „Triumphbogen“ aufgestellt. Er ist die zentrale Visitenkarte der neuen Kunst-Triennale Linz1.0, die ab 3. Juni mit einem dreitägigen Eröffnungsfest gestartet wird. Die OÖN sprachen mit Triumphbogen-Künstlerin Ursula Hübner.

OÖN: Viele Meilensteine pflastern Ihren Kunstweg: Vizerektorin der Kunstuni, Leiterin des Kunstuni-Malerei-Instituts, Bühnenbildnerin, Malerin. Und jetzt der Triumphbogen für Linz1.0. Was bedeutet dieses neue Projekt für Sie persönlich?

Hübner: Einerseits Freude, da es ja mein bisher größtes Projekt im öffentlichen Raum und eine tolle Möglichkeit ist. Andererseits auch Spannung, Risiko, weil man ja nie weiß, ob diese Geschichte auch aufgeht. Aber „no risk, no fun“. Aber es ist ohnehin das Spiel mit dem Risiko, das mich wieder reizt.

OÖN: Die Errichtung von Triumphbögen steht meistens in Zusammenhang mit Krieg, mit Siegen. Gibt es da einen Zusammenhang? Sieg der Kunst?

Hübner: Ich bin kein martialischer Mensch. Bin eher interessiert an der Pracht großer Feste. Nein, kriegerisch möchte ich den Triumphbogen nicht verstanden wissen.

OÖN: Sie sehen Ihr Projekt also eher als Prachtbau für dieses Fest der Kunst, die Triennale Linz1.0?

Hübner: Absolut. Aus einer sehr lustvollen, freudigen Tradition heraus.

OÖN: Nun steht das dafür von Ihnen verwendete Material – simple Container – ja nicht unbedingt für festliches Ambiente....

Hübner: Das ist ein weiterer wesentlicher Aspekt meiner Kunst: das Spiel mit dem Irrationalen, mit unserem vermeintlichen Wissen, welche Objekte wofür stehen. Im aktuellen Fall werden eben Container zweckentfremdet. Ein Gebrauchsgut darf sich auch einmal prächtig fühlen. Das gefällt mir und reizt mich, aus einem sogenannten „armen“ Material etwas Festliches zu zaubern. Zu zeigen, dass man Prachtvolles nicht immer in exklusiven Materialien denken muss, was natürlich auch einen gesellschaftspolitischen Bezug hat.

OÖN: Der Triumphbogen aus den Containern wird noch bestückt mit überlebensgroßen Figuren. Zu welchen Inhalten?

Hübner: Das sind gezeichnete Archetypen aus der Kunstszene. Stellvertreterinnen und Stellvertreter von Kunstschaffenden, Kuratoren, von Museumsleitern bis hin zu Medienmenschen. Auch ein Groupie ist darunter, ein Vogel und ein Schaf.

OÖN: Was ist für Sie eigentlich gute Kunst?

Hübner: Gute Kunst ist für mich dann gegeben, wenn man plötzlich einen anderen Blick auf das Leben werfen kann. Wenn ein Künstler einem die Augen öffnet für etwas, das man vorher nicht gesehen hat.

Quelle: OÖNachrichten Zeitung
Artikel: http://www.nachrichten.at/nachrichten/kultur/art16,403309
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