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"cubiCZmus": Gar nicht Wagner in Ottos Postsparkasse

30.06.2009 | 13:51 |  (DiePresse.com)

Während für Architekt Otto Wagner die Funktionalität und Zweckmäßigkeit das wichtigste war, konstruierten Prager Künstler ihre Möbel zum Teil gegen jede Statik. Eine Schau über Kubistisches Kunsthandwerk aus Prag.

Kubistische Architektur, Kunsthandwerk und Design von Pavel Janak und anderen tschechischen Künstlern zeigt das Wiener Wagner-Werk-Museum seit Montag in der Sommerausstellung "cubiCZmus!". Bis zum 29. August werden Schreibtische, Stühle und andere Einrichtungsstücke ganz im puristischen Stil des Kubismus im großen Kassenraum des Postsparkassen-Gebäudes ausgestellt. Die Möbel entstanden als Gegenbewegung zu Otto Wagners zweckdienlicher Architektur und "wurden noch nie in Österreich gezeigt", sagte Museumsleiterin Monika Wenzl-Bachmayer bei einer Presseführung.

Otto Wagner, Architekt der Wiener Postsparkasse, legte bei seiner Baukunst vor allem Wert auf Funktionalität und Zweckmäßigkeit des Gebäudes. Was ihm so wichtig war, lehnten die tschechischen kubistischen Künstler rund um Begründer Pavel Janak ab. Das Ergebnis ihres Schaffens ist Interieur, das mehr Kunst als Gebrauchsgegenstand ist. Mit dem Mobiliar brachten die tschechischen Kubisten die kantigen Formen der kubistischen Kunst vom Papier auf eine plastische Ebene. Es entstanden Möbelstücke wie massive Sofas, Stühle oder Schreibtische, die in kantiger und reduzierter Form gehalten sind. Aber auch Einrichtungsstücke aus Porzellan oder Messing wie Aschenbecher, Kerzenleuchter und Dosen entwarfen die Künstler - neben Janak u.a. auch Josef Gocar oder Vlastislav Hofman - im kubistischen Stil.

 

 

 

 

 

 

 

 

Möbel, gegen jede Statik konstruiert

Durch ihre ausgefallene Form werden die Objekte mehr der künstlerischen Optik als ihrer eigentlichen Zweckmäßigkeit gerecht. Aber das haben ihre Schöpfer auch so gewollt. "Die Möbel wurden zum Teil gegen jede Statik konstruiert und mussten verstärkt werden, um sie überhaupt nutzen zu können", erklärte Wenzl-Bachmayer. Die Sammlung der tschechischen Kunstwerke gehört dem Museum für Angewandte Kunst in Prag. Die Ausstellung ist ein Beitrag zu den grenzüberschreitenden Kulturprojekten zwischen Tschechien und Österreich im Jahr 2009.


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