Salzburger Nachrichten am 10. Jänner 2007 - Bereich: Kultur
Schlüsselmann für Museen

Die Tiroler Landesmuseen werden neu organisiert. Aufsichtsratschef - also Stratege und Kontrollor - ist Franz Fischler, der somit Museumsmacher wird. HEDWIG KAINBERGER

Hedwig Kainberger Innsbruck (SN). Franz Fischler hat Ende des Vorjahres eine Schlüsselstelle für die Tiroler Museen eingenommen. Er ist als Vertreter des Landes Tirol Chef des Aufsichtsrates jener neu gegründeten Betriebsgesellschaft, in die vor allem das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und das Tiroler Volkskunstmuseum samt Hofkirche (so genannte Schwarzmander-Kirche) eingebracht worden sind. Damit ist Fischler Stratege und oberster Kontrollor jener Institutionen, die für den Großteil des kulturellen Erbes Tirols verantwortlich sind.

Warum ist er nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Agrarpolitik - erst für die Landwirtschaftskammer Tirol, von 1989 bis 1994 als Landwirtschaftsminister und bis 2004 als EU-Agrarkommissar - Museumsmacher geworden? Erstens interessiere ihn auch privat die bildende Kunst, vor allem die moderne Malerei, erläutert Franz Fischler am Dienstag im SN-Gespräch. Er habe gute Kontakte zu "verschiedenen österreichischen Künstlern" und sammle selbst Kunst. Zweitens wolle er mit diesem Engagement etwas beitragen, um die Zukunft seines Heimatlandes Tirol positiv zu gestalten. Außerdem sei er zuvor sowieso seit vielen Jahren Obmann im Verein der Freunde des Volkskunstmuseums sowie im Vorstand des Vereins des Ferdinandeums gewesen. Daher sei er "ein natürliches Bindeglied" dieser Institutionen.

Auch mit diesem Engagement in der Kulturpolitik bleibt Franz Fischler der Agrarpolitik treu, so dass er selbst sein Tätigkeitsfeld als "Agrikultur" bezeichnet. Er ist Präsident des Ökosozialen Forums, hält Vorlesungen an der TU München und der Universität für Bodenkultur in Wien (über Aufbau der EU, Agrarpolitik, ländliche Entwicklungspolitik sowie über die Welthandelsorganisation WTO) und ist immer wieder zu Vorträgen eingeladen. Dass ihm die Kulturpolitik nicht fremd ist, bewies er als Redner beim European Art Forum 1996 in Salzburg und in seinem Buch "Ins Zentrum Europas" (Styria, 2000), in dem er ein Kapitel dem kulturellen Erbe Europas widmete.

Mit der Neuordnung der Tiroler Museen unter Leitung von Kulturlandesrat Erwin Koler sind jahrelange Querelen beendet. Im Zentrum steht das Ferdinandeum, das bisher - ein Unikum in Österreich - von einem Verein geführt worden ist. Dieser ist Eigentümer der Liegenschaften und des Großteils der Sammlung, hat aber kaum Geld für den Betrieb, den das Land Tirol zu etwa 90 Prozent subventioniert. An der neuen Betriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung sind nun Verein und Land Tirol beteiligt.

Zudem ist diese GmbH für Volkskunstmuseum und Hofkirche, Kaiserschützenmuseum und Tiroler Volksliedarchiv zuständig. Eines der nächsten Großprojekte ist der Umbau des Volkskunstmuseums bis 2009. Nach Angaben Fischlers gibt es auch Pläne, am Berg Isel ein Museum für historische Bezüge Tirols zu schaffen, wo das Rundbild - derzeit in der Hungerburg - gezeigt werden könnte. Die vor Monaten diskutierte Idee, in Tirol ein Museum der Moderne zu bauen, sei derzeit nicht aktuell, sagte Fischler. Auch die Landesgalerie im Taxispalais wird vorerst nicht integriert.

Mit der Reorganisation wurde ein neuer Direktor des Ferdinandeums bestellt, der zugleich die Dachgesellschaft leitet: Wolfgang Meighörner - zuvor Direktor des Zeppelin Museums Friedrichshafen - wurde Ende Oktober 2006 bestellt und wird am kommenden Montag sein Amt in Innsbruck antreten.

Was hält er vom Ergebnis der Koalitionsverhandlung? Da wird Franz Fischler wortkarg. Nur so viel: Wer es "als ÖVPler" sehe, müsse sagen: "Mehr als man erwarten konnte."