CHRISTA
DIETRICH christa.dietrich@vn.vol.at,
•72/501-225
"gelitin"? Genau, das ist jene Künstlergruppe, die vor ein paar
Jahren einen kleinen Triumphbogen vor das große Salzburger
Festspielhaus pflanzte, der dort sein wenig ruhmreiches Ende fand.
Dass sich die männliche Figur aus Knetmasse bei einer Bogenübung
derart überspannte, dass sie sich entleeren musste, fanden nämlich
viele Passanten ekelhaft. Doch die Mitglieder von "gelitin" (damals
noch "gelatin" genannt) hatten erreicht, was sie sich kaum erwarten
konnten - eine harmlose Pritschlerei machte sie bekannt.
Gut ist man deswegen noch nicht.
Deshalb hat man der ersten großen "gelitin"-Ausstellung im
Bregenzer Kunsthaus auch mit Spannung entgegengesehen. Galt es doch
erst zu beweisen, dass die Gruppe wirklich viel drauf hat.
Gut, es ist jetzt zumindest viel drin im Kunsthaus. Sehr viel.
Der Kunstschlamm, der nun in den Räumen klebt, ist aber mehr als nur
abgestanden. "gelitin" schöpfen nämlich dieses Mal nur aus dem
Potenzial der 60 er- und 70 er-Jahre. Damals - als etwa die
Aktionisten unterwegs waren - ist man provokant, aber erfolgreich
angetreten, die Kunst und deren Präsentation zu verändern. Die
"kleinen Buben" von "gelitin", die bei der Entdeckung des eigenen
Körpers und dessen Verdauungsfunktionen jugendlich frisch sein
wollen, sehen nun hingegen alt und verbraucht aus.
Und Direktor Eckhard Schneider wäre zu wünschen, in seinem Haus
wirklich die Kunst zum Gespräch zu machen und nicht auf den
Werbeeffekt eines billigen Spektakels zu setzen, das - gemessen am
Budget - ein sehr teures ist.