Eine Ausstellung, in der nichts gezeigt wird, ist ein Fall für die
Konzeptkunst. Eine Ausstellung, in der das Nichts thematisiert wird, scheint ein
Fall für Heidegger-Apologeten. "Nothingness", so der Titel der Schau in der
Galerie Eugen Lendl New Space, hat mit beiden Aspekten zu tun: "Welche
Spannungen entstehen, wenn räumliche Gegensätze der Begriffe Nichts, Vakuum und
Leere in das Zentrum einer Ausstellung gerückt werden?" Die Frage, was das Wort
"Nothingness" bedeuten kann, stellt in diesem Fall der Londoner Kurator Neil
Robert Wenman, der für Lisson arbeitet. Und KünstlerInnen wie u. a. Dan Graham,
Max Neuhaus, Art & Language, aber auch Michael Kienzer, Erwin Wurm, Carey
Young und Werner Reiterer antworten darauf. Nothingness meint durchwegs etwas
anderes als leere Fläche, unbearbeitetes Material oder weggeworfene Optionen.
Die gezeigten Arbeiten handeln von der Leere, von der Unzugänglichkeit, vom
Weggeworfen- und Beiseite-geräumt-Werden, von der Abgeschlossenheit. Es sind
oftmals sehr konzise Betrachtungen zum Thema des imaginären, architektonischen
und/oder symbolischen Raums und seiner Grenzen. Zu sehen ist etwa, wie aus
nichts etwas wird, aber auch wie das Nichts in Schachteln verpackt wird und auf
einmal ganz viel Raum benötigt.
Galerie Eugen Lendl New Space, Palais
Wildenstein, Hans-Sachs-Gasse 1, Graz, Tel.: (0316) 82 55 14
Formensprache des Alltags
"Gelungene und weniger gelungene Tage" zeigt Dorothee Golz in der Galerie CC.
Zu sehen sind Bilder und eine Reihe von Objekten wie Tische, sich verdoppelnde
Kannen, Teller und Tassen, die hier insgesamt zu einem Universum werden, bei dem
das Spannungsverhältnis von subjektiver und objektiver Wahrnehmung im Zentrum
steht. Die in Wien lebende deutsche Künstlerin entwirft hier eine Formensprache,
die sinnlich äußerst reizvoll daherkommt, gleichzeitig aber auch mit
physikalischen und mathematischen Phänomenen zu tun hat. Damit thematisiert sie,
dass es keine feststehende Wahrheit gibt, keine absolute Präsenz mehr zu geben
scheint, vielmehr vielfältige Repräsentationen, eine unendliche Zahl von
Umschriftungen.
Galerie CC, Landhausgasse 10, Graz, Tel.: (0316) 804 90
(fn/DER STANDARD, Printausgabe, 21.10.2004)