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12.06.2002 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von FLORIAN STEININGER


Galerie Chobot. Herbert Brandl und Jiri Georg Dokoupil gemeinsam auszustellen, ist deshalb authentisch, weil die Künstler einander persönlich nahestehen und auch in ihrer künstlerischen Haltung verwandt sind. Das Trotzige, Lockere, Beschwingte und leicht Beiläufige präsentiert sich in ihren medialen Nebengeleisen. Bei Dokoupil sind das witzig-feine Notizzettel-Zeichnungen mit Selbstporträts, ironisierenden abstrakten Formeln und Anekdotischem. Brandls Tuschearbeiten changieren zwischen narrativer Zeichnung und abstrakter Malerei. Sexuell, leicht frivol besetzte Sujets transformieren sich zu dichten schwarzen malerischen Zonen.

In der legeren Hängung der Papierarbeiten ohne Rahmen kommt eine "Underground"-Atmosphäre aus frühen Punk- und Techno-Zeiten auf, in denen sich junge Kunst in verrauchten Kellerlöchern vorstellte. (I., Domgasse 6; bis 19. Juli).

Galerie Hilger. Der Galerist hat seine Künstlerfreunde und Vertreter aus dem Art-Lab-Programm eingeladen, sich mit Marilyn Monroe zu beschäftigen, um dem Mythos zeitgenössischen Glanz zu verleihen. Dabei zeigt sich, daß die ursprünglichen Pop-Art-Propagandisten wie Andy Warhol, Mel Ramos, Tom Wesselmann die authentischsten Beiträge geliefert haben. Andere, wie etwa Arnulf Rainer, der Monroes Ausschnitt mit brustförmigen Strichbündeln unterstreicht, oder Karl Korab und Hans Staudacher wirken dagegen sehr bemüht. Oswald Oberhubers frühe Fotomontage spiegelt die Zeit der Monroe wider - ein sprödes, schönes Beispiel österreichischer Pop Art im weitesten Sinne. (I., Dorotheergasse 5; bis 19. August)

Galerie Ulysses. Schon seit den späten vierziger Jahren hat Maria Lassnig, parallel zur Malerei und im Verborgenen, Bildhauerei betrieben. Nun hat sie sich durchgerungen, eine Auswahl ihres plastischen Werks einer großen Öffentlichkeit vorzustellen. Wie bei vielen Malern erkennt man die Dominanz malerischer Strategien. Es handelt sich mehr um ein Herausmodellieren der motivischen Form aus dem Gemälde als um ein autarkes dreidimensionales Gestalten. Das unterstreicht die präzise Gegenüberstellung großformatiger Gemälde mit Aluminium- und Bronzewerken. Manchmal durchbricht Lassnig aber die "Schallmauer" der Malerei, wie etwa in "Help!", wenn sie Abflußrohre in Bronze abgießt und den Objektcharakter zur Geltung kommen läßt. (I., Opernring 21; bis 26. Juli).



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