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Zensur auf der Biennale? Aserbaidschans Skulpturen weg!

09.06.2011 | 18:25 |  (Die Presse)

Die Kunstbiennale-Skulpturen von Aserbaidschan wurden entfernt. Sie würden dem Ansehen des Islam schaden. Die beanstandeten Kunstwerke sind zwei am Länderpavillons postierte Skulpturen.

Zensurwirbel auf der 54. Kunstbiennale von Venedig: Die internationale Kunstschau bestätigte, dass die Regierung von Aserbaidschan Skulpturen aus ihrem Pavillon entfernen ließ: „Solange es keine offizielle Erklärung der Regierung des Landes gibt, können wir nicht reagieren“, erklärte Sprecherin Claudia Zini. Doch die Regierung in Baku schweigt, während die betroffene Künstlerin und der Kurator über „Zensur“ klagen: Das behaupteten auch russische Medien.

Die beanstandeten Kunstwerke sind zwei am Eingang des Länderpavillons postierte Skulpturen der Künstlerin Aidan Salachowa. Bereits letzte Woche waren sie auf Anweisung von Präsident Ilcham Alijew verhüllt worden, die Kunstwerke seien beim Transport beschädigt worden, hieß es erst.

Berichte bestätigten aber, dass Präsident Alijew den Pavillon am Tag vor der Eröffnung besucht und befunden hatte, dass die umstrittenen Skulpturen dem Ansehen des Islam und damit der islamisch geprägten Ex-Sowjetrepublik Aserbaidschan schaden würden.

Prompt wurden die zwei Werke Salachowas verhüllt. Eines heißt „Wartende Braut“ (2010/11) und zeigt eine Frau mit verschränkten Händen, die sonst von Kopf bis Fuß schwarz verhüllt ist: Beanstandet wurde die Zurschaustellung einer inakzeptabel strengen Form des Islam. Dagegen warf man „Schwarzer Stein“ (2011) taktlosen Umgang mit der Religion vor: Die Nachbildung des heiligen Steins in Mekkas Kaaba steckt in einem Marmorrahmen, der an die Form einer Vagina erinnert.

Die in Moskau lebende, dort und in Baku Galerien betreibende Künstlerin Salachowa ist bekannt für Arbeiten mit Gebärmutterbezug, beschäftigt sich oft mit Mutterschaft und Abtreibung. Sie protestierte gemeinsam mit ihrer Kuratorin Beral Madra und dem Kommissar des Pavillons, Tschingis Farsalijew: „Kunst zu entfernen ist Zensur, und die schadet dem Ansehen mehr als die Skulpturen.“ hub


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