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Kunsthalle Wien: Einbürgerung für Mäzene?

29.04.2011 | 21:19 |  (Die Presse)

Alle Rathausparteien beschließen, dass sich das Kontrollamt mit den Vorwürfen gegen Kunsthallen-Chef Gerald Matt beschäftigen soll.

[Wien/Red./Uw] Gerald Matt, Direktor der Wiener Kunsthalle, kommt nicht aus den Schlagzeilen. Gestern, Freitag, beschlossen auf Antrag der ÖVP alle Rathausparteien, dass sich das Kontrollamt  mit den Vorwürfen gegen Matt beschäftigen soll. Eine „Beurlaubung“ Matts bzw. das Einfrieren der städtischen Subventionen von 4 Mio. Euro pro Jahr lehnte SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny aber ab.

Matt wird vorgeworfen, dass er Mitarbeiter seines Hauses für eine unter seinem Namen veröffentlichte Interviewsammlung sowie für zwei Ausstellungen im Parlament eingesetzt haben soll. Weiters soll Matt, wie nun bekannt wurde, potenziellen Kunstmäzenen aus dem Ausland die Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt haben. Konkret ging es um vier Sponsoren aus Russland, Kasachstan, Indien und Kuwait. Laut „Salzburger Nachrichten“ hätte das Geld (je 1,4 Mio. Euro – 50.000 Euro vorab, 1,35 Mio Euro nach der Verleihung) über Treuhandkonten in eine Kunsthalle-Privatstiftung fließen sollen. Matt habe sich bei Politikern, u. a. Wiens Bürgermeister Michael Häupl, für die Mäzene in spe eingesetzt.

In dessen Büro weiß man von nichts. Ohnehin obliege bei Staatsbürgerschaftsverleihungen im Interesse der Republik („Express-Einbürgerungen“) die Bewertung dem Bund, so Beatrix Hornschall, Leiterin der zuständigen Magistratsabteilung. Das Land leite die Anträge nur weiter. Ob Leistungen vorliegen, die die Einbürgerung rechtfertigen, beurteile das betroffene Fachministerium. Die Einbürgerung selbst muss der Ministerrat einstimmig beschließen. In den Anlassfällen beschied die Sektion im Kulturministerium abschlägig: Geld sei keine künstlerische Leistung, das Kulturministerium daher nicht zuständig. Hornschall kennt keinen Fall, in dem Sponsorentätigkeit zur Staatsbürgerschaft führte.

Schröder: „Nicht verwerflich“

Dass sich Museumschefs aktiv für die Einbürgerung von Mäzenen verwenden, verneint Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder. Er sei nur einmal im Zuge einer (nicht geglückten) Verleihung von den Behörden gefragt worden, ob die Albertina von dem Bewerber profitiert habe. Er finde es jedoch nicht verwerflich, wenn jemand für herausragende Kultursponsorentätigkeit eingebürgert würde. Matt selbst hält sein Verhalten nicht für strafbar: Es handle sich nur um Unterstellungen des Grünen-Abgeordneten Wolfgang Zinggl.


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