[Wien/Red./Uw]
Gerald Matt, Direktor der Wiener Kunsthalle, kommt nicht aus den
Schlagzeilen. Gestern, Freitag, beschlossen auf Antrag der ÖVP alle
Rathausparteien, dass sich das Kontrollamt mit den Vorwürfen
gegen Matt beschäftigen soll. Eine „Beurlaubung“ Matts bzw. das
Einfrieren der städtischen Subventionen von 4 Mio. Euro pro Jahr lehnte
SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny aber ab.
Matt wird
vorgeworfen, dass er Mitarbeiter seines Hauses für eine unter seinem
Namen veröffentlichte Interviewsammlung sowie für zwei Ausstellungen im
Parlament eingesetzt haben soll. Weiters soll Matt, wie nun bekannt
wurde, potenziellen Kunstmäzenen aus dem Ausland die Staatsbürgerschaft
in Aussicht gestellt haben. Konkret ging es um vier Sponsoren aus
Russland, Kasachstan, Indien und Kuwait. Laut „Salzburger Nachrichten“
hätte das Geld (je 1,4 Mio. Euro – 50.000 Euro vorab, 1,35 Mio Euro
nach der Verleihung) über Treuhandkonten in eine
Kunsthalle-Privatstiftung fließen sollen. Matt habe sich bei
Politikern, u. a. Wiens Bürgermeister Michael Häupl, für die Mäzene in
spe eingesetzt.
In dessen Büro weiß man von nichts. Ohnehin
obliege bei Staatsbürgerschaftsverleihungen im Interesse der Republik
(„Express-Einbürgerungen“) die Bewertung dem Bund, so Beatrix
Hornschall, Leiterin der zuständigen Magistratsabteilung. Das Land
leite die Anträge nur weiter. Ob Leistungen vorliegen, die die
Einbürgerung rechtfertigen, beurteile das betroffene Fachministerium.
Die Einbürgerung selbst muss der Ministerrat einstimmig beschließen. In
den Anlassfällen beschied die Sektion im Kulturministerium abschlägig:
Geld sei keine künstlerische Leistung, das Kulturministerium daher
nicht zuständig. Hornschall kennt keinen Fall, in dem
Sponsorentätigkeit zur Staatsbürgerschaft führte.
Schröder: „Nicht verwerflich“
Dass sich Museumschefs aktiv für die Einbürgerung von Mäzenen verwenden, verneint Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder. Er sei nur einmal im Zuge einer (nicht geglückten) Verleihung von den Behörden gefragt worden, ob die Albertina von dem Bewerber profitiert habe. Er finde es jedoch nicht verwerflich, wenn jemand für herausragende Kultursponsorentätigkeit eingebürgert würde. Matt selbst hält sein Verhalten nicht für strafbar: Es handle sich nur um Unterstellungen des Grünen-Abgeordneten Wolfgang Zinggl.