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Komm mit mir ins Abenteuerland, sangen "Pur" Mitte der beliebigen
neunziger Jahre - "der Eintritt kos tet den Verstand". Auch im neuen
Jahrtausend ein gern gehörter Ruf zurück in fröhliche Naivität, die auch
der Kunst eine unterhaltende Oberfläche leihen kann - falls sie wirklich
gut gedacht ist. "Wirklich" ist zwar eigentlich gar nichts in der neuen
Gemeinschafts-Produktion von Peter Kogler und Marcus Geiger - beide so
etwa Mitte Vierzig - in der Bawag Foundation. Aber das Dream-Team der
österreichischen Kunstszene wirft seine prominenten Namen nicht umsonst in
unregelmäßigen Abständen auf einen Haufen. Heraus kommt bestechend
Positives, öffentlich bisher eher Unbedanktes, was sich diesmal ändern
wird mit dem koketten "Hallo Bawag" - einem aus Sicht des Sponsors so
schmeichelndem wie drohenden Ausstellungs-Titel.
Fürchten braucht sich aber niemand, weder vor sperrigen
Konzepten noch vor naserümpfenden Verkäuferinnen. Obwohl die Bawag
Foundation nach außen hin zur exzentrischen Nobel-Boutique gestylt
scheint. Kunst oder Schaufensterdeko, ein Wirrwarr roter Neonröhren, der
Hintergrund aus Klopapier-Streifen, davor Puppen in Frottee-Anzügen von
Geiger, dazu passend-wollige High-Heels. Der neueste Schrei? Warum nicht.
Ein schmusiges Material, das gelassen zwischen Baby-Latz und Louise
Bourgeois schlingert. Zum Probieren bitte ins Untergeschoß, wo sich von
Kogler bedruckte Plastikplanen zur spacigen Ankleidekabine schließen. Eine
Art Tornado zieht hier herunter, ein Schlauch aus Stoff endet wie eine
Kinderrutsche in einer gemütlichen Teppich-Höhle, einem
Spiele-Disco-Keller mit psychedelischer Drehscheibe und Lampen aus
Plastikkübeln, die an Brancusis endlose Säule erinnern.
Doch vorher heißt es Bummeln auf der schrägen
Ausstellungs-Rampe der Foundation. Gemischte Ware lagert hier in einem
verwinkelten Einbau aus simplen Spanplatten von Geiger. Ein roter Druck
mit Koglers krabbelndem Markenzeichen, Ameisen auch über einem gelben
Plastikhandschuh, eine Garnitur flauschiger Handtücher in Pastellfarben.
In einer Vitrine skurrile Kleinteile, ein Pinocchio-Vogelhäuschen im
Glaskubus, abstrakte Bilder und Plakate mit einer Art "Kogler-Man" in
engem Catsuit an den Wänden, oben drauf ein riesiger Fussball aus rosa
Frottee, gebastelte Architekturmodelle, ein gefälschter Seesack von
Chanel. Es befällt einen ein leichter Schwindel vom rauf-, runter-,
reinschauen bis man verblüfft in das Ende des Raumschlauchs auf einen
Holzboden gespuckt wird.
Der Blick muss sich an die Klarheit gewöhnen. Noch steht
hier ein Rednerpult, wohl Relikt der Vernissage - oder doch verschmitzte
Aufforderung für eine kurze Rede über die Lage der Spielzeugnation? Als
Kulisse dazu schwebt im Hintergrund gleich der ganze Erdball, von Kogler
nach Lust und Vergnügen beschleunigt und angehalten. Daneben ein Block von
zehn Fernsehschirmen, wo ein Gehirn pulsiert, sich eine Waschtrommel dreht
und Wortsilben sich zu Wörtern hinreissen lassen - "Ok, Dep, Hallo". Ja,
Hallo Kogler, Hallo Geiger, das war genial und hat uns unglaublich
gefreut.
Bis 29. Juni, tägl. 10-18 Uhr.
© Die Presse | Wien
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