Do,
23.5.2002
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Rosen und andere Pflänzchen
Textilobjekte von Evelyne M. Fricker im Studio
Drehpunkt
Bregenz
(VN-ag) Im künstlerischen Garten der Dornbirner
Textilkünstlerin Evelyne M. Fricker gedeiht manch seltenes Gewächs.
Eine neue Gruppe von Objekten präsentiert sie derzeit unter dem
Titel "Rosen und andere Pflänzchen . . ." im Studio Drehpunkt in
Bregenz.
Für die 19 Objekte hat Evelyne M. Fricker genäht,
gepolstert, abgesteppt und gestichelt, was der Stoff hält.
Untergebracht in bühnenbildartigen Rahmen illustriert jedes einzelne
Objekt, von der roten Samtrose bis hin zu den komplexeren,
vorwitzigen Inszenierungen, einen Gedanken, der mit viel Witz und
Humor, und vor allem mit Liebe zum Detail vorgetragen wird. Die
verführerische Qualität des Stoffes, seine Weichheit ist ein Aspekt,
dem Künstlerin und Betrachter gleichermaßen erliegen, die
eigenwillige Interpretation und die Kombination mit Accessoires wie
den allgegenwärtigen blauen Puppenaugen, ist das andere.
Garten der Lüste
Doch was Fricker mit ihren gar seltenen Pflänzchen
außerdem herausfordert, ist das Image der Textilkunst, die in den
Augen der Künstlerin immer noch stiefmütterlich behandelt wird. Und
das in einem Land mit Textiltradition wie Vorarlberg. Wo Stoff also
meist nur dazu dient, um darauf zu malen, schöpfen die Objekte von
Evelyne M. Fricker aus dem Vollen.
Mit dieser Werkreihe unternimmt Evelyne M. Fricker einen mutigen
Schritt. Weg von der Bekleidung, die sie unter anderem für
Ballettgruppen oder Theaterinszenierungen produziert, hin zum
zweckfreien künstlerischen Objekt. Haptisch-sinnlich, verführerisch
und gefällig laden die Objekte in einen ganz besonderen Garten der
Lüste ein. Und besonders die samtschweren Stoffe lassen eine
erotische Komponente nicht ganz von der Hand weisen. Doch steht
diese nie im Vordergrund, und so schweift der Blick hin und her
zwischen einem roten Mund und einem Paar eiskalten blauen
Puppenaugen.
Skurril, witzig
Das Gefühlsspektrum der Objekte an sich reicht von
skurril bis witzig, sie nehmen in der Umsetzung vieles wörtlich
("Fingerhut", "Fußpilz") und beflügeln die Fantasie. Einziger
Wermutstropfen ist vielleicht die Präsentation. Verleiht die
Künstlerin ihren Pflanzen einerseits zutiefst menschliche Züge ("Ein
wenig blauäugig"), so wirkt die Präsentation an der Wand, vor einer
zusätzlich rahmenden Glasscheibe hinterfangen, etwas abgehoben und
distanziert. Was eigentlich zum Berühren einlädt, wird dem
Betrachter entzogen und nimmt den Dingen etwas von ihrem Charme. |
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