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derStandard.at | Newsroom | Kultur | Bildende Kunst | Kunst im Dialog 
12. Oktober 2009
15:22 MESZ

Zur Person:
Ivan Bazak, 1980 in Kolomyja/Ukraine geboren, lebt und arbeitet in Kiew und Berlin. Er studierte in Kiew an der Nationalen Akademie der Bildenden Künste und Architektur sowie an der Kunstakademie in Düsseldorf. 2001 besuchte er die Meisterklasse von Prof. Magdalena Jetelova in St. Petersburg. Er ist Mitgründer des Karpaten Theaters, das 2005 ins Leben gerufen wurde. Seit 2009 ist Bazak Mitbegründer und Kurator der Karpaten Biennale.Die Medien, in denen Bazak arbeitet, umfassen Malerei, Video und Installation. Bazak ist auch als Bühnenbildner tätig. Er war 2008Gewinner des Young artists award CEE / Henkel Art Awards. 2009ist Bazak "Artist in Residence" bei KulturKontakt Austria.

Link:
Die Homepage von Ivan Bazak

 

"Das Problem der Ukraine ist, dass sehr wenige Künstler dort bleiben. Die Künstler wandern aus, nach Moskau, Berlin oder New York", sagt Ivan Bazak.


"Die Ukraine konnte sich nicht so schnell entwickeln"
Der ukrainische Künstler Ivan Bazak, derzeit "Artist in Residence" in Wien, über den Mangel an Kunstförderung in seiner Heimat und die Migration als Motiv in seinen Werken

"Die ukrainischen Stars, wie etwa Sergej Bratkow, repräsentieren auf internationalen Binnalen Russland und nicht die Ukraine", sagt Ivan Bazak. Im Gespräch mit derStandard.at kritisiert er den Mangel an staatlicher Förderung für zeitgenössische Kunst und Oligarchen, die nur aus PR-Zwecken Kunst kaufen. Die Fragen stellte Marijana Miljkovic

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derStandard.at: Haben es Künstler im Westen besser oder leichter als die im Osten, in der Ukraine?

Bazak: Leichter, das kann man so nicht sagen, denn natürlich gibt es die, die es leicht, aber auch die, die es schwer haben. Im Westen sind die Strukturen aber gewachsen, es gibt Museen und die die Aufmerksamkeit für zeitgenössische Kunst ist da - anders als in der Ukraine. Die Ukraine ist seit nicht einmal 20 Jahren unabhängig und konnte sich nicht so schnell entwickeln.

derStandard.at: Wie ist die Szene?

Bazak: Die Szene ist relativ jung. Das Problem der Ukraine ist, dass sehr wenige Künstler dort bleiben. Die Künstler wandern aus, nach Moskau, Berlin oder New York. Die ukrainischen Stars, wie etwa Sergej Bratkow, repräsentieren auf internationalen Biennalen Russland und nicht die Ukraine. Der bekannte Fotograf Boris Michailow ist in Berlin zu Hause. In der Ukraine gibt kein Museum für zeitgenössische Kunst, außer dem Soros-Center, einem Zentrum für zeitgenössische Kunst. Was es gibt, ist das Pintschuk Art Center. Viktor Pinschuk ist der Oligarch, der in Kunst investiert, aber nur aus PR-Gründen. Das hat mit Kunst und Kunstförderung und Kunstentwicklung vor Ort wenig zu tun.

derStandard.at: Heimat ist in vielen Ihrer Werke Motiv.

Bazak: Ich bin oft im Westen aber ich bin auch sehr oft in der Ukraine und ich empfinde mich als Ukrainer. Es gibt aber Tausende, die ausgewandert sind, und man läuft sich eben über den Weg. Es gibt Geschichten, die man gerne weitererzählt. Das Museum am Ostwall hat mich zu der Reihe „Wo ist zu Hause?" eingeladen und dort ich habe zwei Geschichten erzählt: Auswanderung nach Osten und nach Westen. Es sind beides von mir erlebte Geschichten, die ich gegenübergestellt habe. Eine als Video-Installation und eine begehbare Rauminstallation.

derStandard.at: Sie sind auch Begründer des Karpaten-Theaters und der Karpaten-Biennale. Was steckt dahinter?

Bazak: Das Karpaten-Theater ist ein multinationales Künstlernetzwerk von derzeit 15 Leuten. Wir haben 2005 angefangen. Die damaligen vier Gründungsmitglieder hatten ursprünglich alle etwas mit Theater zu tun - ich zum Beispiel habe Bühnenbild studiert - doch letztendlich sind wir kein Theater sondern eine Künstlergruppe. 2009 haben wir die Karpaten Biennale gestartet. Das Konzept ist, dass die Biennale alle zwei Jahre an zwei Orten stattfindet und über diese erzählt: Einer soll in einem der Karpatenländer sein und ein anderer in einem Partnerland. In Köln haben wir heuer zum Beispiel ein Haus einer Kommune, die seit 33 Jahren existiert, mit Kunstwerken bespielt. Vom Keller über das Treppenhaus bis zum Dachboden. Auch die Eckkneipe und die Döner-Bude haben wir einbezogen.

derStandard.at: Hilft der Status des Artist in Residence in Wien und der Henkel Art Award, den Sie 2008 gewonnen haben, solche Projekte am Laufen zu halten oder wird das nicht wahrgenommen?

Bazak: Ja, die Aufmerksamkeit auf mich in der Ukraine ist anders. Auch die mediale Aufmerksamkeit ist größer. (Marijana Miljkovic, derStandard.at, Oktober 2009)

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