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Große Hermann Nitsch-Schau im Künstlerhaus

25.06.2009 | 16:39 |  (DiePresse.com)

Das Künstlerhaus am Karlsplatz widmet sich den Vorbildern, Zeitgenossen und Schülern Nitschs. Die Ausstellung sei demnach "keine Retrospektive, sondern systematische Darstellung meiner Arbeit", so der Künstler.

Hermann Nitsch kommt nicht aus der Mode: Ein Museum in Mistelbach, ein Museum in Neapel, Mal-Aktionen und kleinere Ausstellungen in ganz Österreich und nun steht der Meister auch in Wien wieder im Mittelpunkt der kunstinteressierten Öffentlichkeit. Das Künstlerhaus widmet dem Jubilar "im Gesamtkontext des 70. Geburtstages, den Nitsch im Vorjahr gefeiert hat, eine sehr, sehr persönliche Ausstellung", wie Künstlerhaus-Präsident und Co-Kurator Joachim Lothar Gartner erläuterte. Donnerstagabend wird die Schau "Nitsch - Vorbilder Zeitgenossen Lehre" eröffnet.

Auf zwei Stockwerken angeordnet, nützen Nitsch und Gartner die gesamten Räumlichkeiten und betten das Werk des Aktionisten in einen Rahmen zwischen Vorgängern, Zeitgenossen und Schülern ein. "Ich habe versucht, mich bescheiden in Szene zu setzen", meinte Nitsch. Daher sei es "keine Retrospektive" geworden, sondern "eine systematische Darstellung meiner Arbeit". Insgesamt sind fast 70 Künstler an der umfangreichen Schau beteiligt.

Bezug zur Kunst der Jahrhundertwende

Im Mittelpunkt steht der menschliche Körper - als Projektionsfläche, als Arbeitsfläche, als zu bearbeitende Fläche sowie als Objekt. Wie ein roter Faden ziehen sich auch religiöse Symbole und sexuelle Themen durch die Ausstellung, die einen konzentrierten Ein- und Überblick über das Wirken des Künstlers ermöglicht. "Einen besonderen Bezug hab ich zur Wiener Kunst der Jahrhundertwende, die überladen ist mit Erotik und Explosivität", so Nitsch, "bei Kokoschka, Klimt, Schiele, Schönberg, da fühle ich mich wohl." Tatsächlich werden die Wurzeln von Nitschs Arbeit im Bereich "Vorbilder" schnell deutlich - was das langjährige Künstlerhaus-Mitglied auch so bezweckt hat: "Wer diese Bezüge versteht, wird auch mein Werk verstehen."

Als letzter Teil der Ausstellung kommt der Bereich "Lehre". Künstler wie Magdalena Frey oder Thomas Draschan erweisen sich als nicht unwesentlich von Nitsch beeinflusste Schüler. Nach über 30 Jahren Lehrtätigkeit an der Frankfurter Städelschule sowie an den Sommerakademien in Salzburg und Halbenrain sind seine Schüler nicht selten bis heute auch Assistenten und Akteure in den Aktionen des Künstlers. "Was mir ganz große Freude macht, ist, dass die Ausstellung ein homogener Körper geworden ist", meinte Nitsch. Und kündigte gleich noch ein neues Buch an, das demnächst unter dem philosophischen Titel "Das Sein" im Styria Verlag erscheinen soll. So schnell wird es nicht ruhig werden um den Meister.


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