Salzburger Nachrichten am 15. Mai 2006 - Bereich: Kultur
Zeitgenössische Kunst, ja bitte! Hubschrauber, nein danke!
Grundsätzlich positiv ist die Einstellung zu moderner Kunst, aber heftig ist die Kritik am
Festival "Kontracom", das am Freitag der Vorwoche eröffnet wurde. Das ist
das Ergebnis der Befragung der SN-Leserinnen und -Leser in Salzburg, die
von Mittwoch bis Freitag der Vorwoche durchgeführt wurde. Jede Art von Kunst belebe die Stadt Salzburg, sagten 89 Prozent der Befragten. 73 Prozent
halten dafür, dass die Freiheit der Kunst wichtig sei. 59 Prozent sind
einverstanden, dass Kunst "nicht brav sein muss". Diese positive
Einstellung stößt allerdings dort an ihre Grenzen, wo die Mehrheit ihren
"Kunstsinn" gestört sieht: 70 Prozent sagen, "Kunst soll für mich schön
sein". Und 65 Prozent sind der Meinung, dass die "Kontracom"-Aktionen "die
Stadt Salzburg verschandeln". Gut die Hälfte bis zwei Drittel der SN-Leser stehen zeitgenössischen Kunstaktionen
demnach mit einem gewissen Zwiespalt gegenüber. Zum einen halten sie die
Freiheit der Kunst und die Belebung der Stadt für wichtig. Zum anderen
sehen sie durch konkrete Aktionen wie "Kontracom" das Stadtbild gestört.
Rund ein Drittel hat eine klar ablehnende Haltung: 34 Prozent meinen,
"dass neue Kunst nicht zu Salzburg passt". 28 Prozent sagen, "dass Kunst
ins Museum gehört". Wer will, könne sich die Kunst dort anschauen. Die
öffentlichen Plätze der Stadt sollten davon verschont bleiben. "Unglaubliche 56 Prozent", so SN-Verlagsforscher Hans Paischer in seiner Analyse der Umfrage,
geben dem Bauzaun am Mirabellplatz die Note 5. Nur acht Prozent können ihm
Positives abgewinnen. Vom umgedrehten Hubschrauber auf dem Residenzplatz
haben 58 Prozent eine "sehr schlechte" Meinung, nur elf Prozent eine gute.
"Man hätte die ganze Aktion verhindern und verbieten sollen", sagen 52
Prozent über den "Kunsthelikopter". 21 Prozent hätten den Hubschrauber
irgendwo in der Stadt aufgestellt, wo er nicht stört, jedenfalls nicht in
der Altstadt. In der Verlegung des umgedrehten Hubschraubers vom Mozartplatz auf den Residenzplatz
sehen 15 Prozent einen guten Kompromiss. Elf Prozent meinen, der
Hubschrauber hätte trotz der Proteste auf den Mozartplatz hgehört. JOSEF BRUCKMOSER |