VN Sa, 26.6.2004

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Kultur 

Was hat das mit Kultur zu tun?

"Bizauer Gespräche" zu "Kunst oder Event" mit griffigen Zitaten eröffnet

Bizau (cro) "Ist das heute Abend schon ein Event?" - Diese Frage stellte Bürgermeister Josef Moosbrugger bei seiner Eröffnungsrede der "Bizauer Gespräche" in den Raum und war schon mitten drin im diesjährigen Thema "Kunst oder Event".

Stimmungsvoll in der Abendsonne begann die Eröffnung auf dem Vorplatz des Gebhard-Wölfle-Saals, begleitet vom Musikverein Bizau.

Viele Menschen, viel Geld

Der Druck auf die Kunst ist heute sehr groß. Sowohl Politik als auch Tourismus und Sponsoren verlangen publikumsträchtige Ereignisse. Geld fließt dort, wo viele Menschen angesprochen werden. Für Landeshauptmann Herbert Sausgruber, der die dreitägige Veranstaltung am Donnerstagabend eröffnete, eine Chance. "Es gibt kulturelle Veranstaltungen, die wie ein Publikumsmagnet wirken", so der Politiker, "andere wiederum werden von diesem Trend nicht erfasst. Sie benötigen unsere Unterstützung." Kulturpolitisch gesehen wäre in diesen selbsttragenden Bereichen ein Rückzug möglich.

Dumme Unternehmer

Der Ehrengast des Abends war Schriftsteller Robert Menasse mit einem Vortrag zum Thema "Erlebnis statt Leben oder die Quote als Zote". Provokant prognostiziert er die Zerstörung aller Errungenschaften wie Sozialstaat, 8-Stunden-Arbeitstag oder Chancengleichheit. "Unternehmer sind dumm und kurzsichtig", so Menasse, "möglichst billige Produktionskosten und möglichst hohe Preise sind unser gesellschaftlicher Ruin. Wer kann denn die Produkte noch kaufen?" Und auch mit dem ORF verfährt er nicht minder zimperlich. "Das Konzept des ORF ist Dummheit im Doppelpack und lädt geradezu zum Zappen auf die Privatsender ein", wettert Menasse.

Kein Schwein

kommt vorbei!

Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle im Wiener Museumsquartier, bereichert am Freitagnachmittag die Diskussion mit seinen Erfahrungen. "Das Problem beginnt dort, wo die Vermarktung auf die Inhalte durchschlägt", so der gebürtige Bregenzer und spricht damit ein klares Nein zum Event, der sich von der eigentlichen Sache, nämlich der Kunst entfernt, aus. "Damit wird letztlich das falsche Publikum erreicht."

Im Klartext heißt das: Punschbuden aufzustellen erhöhe zwar die Zahl der Alkoholleichen rund um das Wiener Museumsquartier, nicht aber die der kunstinteressierten Museumsbesucher. Gegen passende Events gäbe es von seiner Seite allerdings nichts einzuwenden. "Sonst kommt kein Schwein vorbei und die Anstrengungen, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen, würden sich nicht lohnen", erklärt Matt. Voraussetzung ist allerdings eine inhaltliche Legitimation.

Heute, Samstag findet ab 10 Uhr im Gebhard-Wölfle-Saal in Bizau eine Abschlussdiskussion mit Juliane Alton (IG Kultur), Hans-Peter Bischof (Kulturlandesrat), Wolfgang Fetz (Kulturamtsleiter in Bregenz), Ulrich Gabriel (Spielboden) und Reinhard Kannonier (Uni Linz) statt.

Ist das schon ein Event? Eröffnung mit dem Bizauer Musikverein. (Foto: cro)

Gerald Matt: Kein Event, der sich von der Kunst entfernt.




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