Bizau (cro) "Ist das heute Abend schon ein Event?" - Diese Frage
stellte Bürgermeister Josef Moosbrugger bei seiner Eröffnungsrede
der "Bizauer Gespräche" in den Raum und war schon mitten drin im
diesjährigen Thema "Kunst oder Event".
Stimmungsvoll in der Abendsonne begann die Eröffnung auf dem
Vorplatz des Gebhard-Wölfle-Saals, begleitet vom Musikverein Bizau.
Viele Menschen, viel Geld
Der Druck auf die Kunst ist heute sehr groß. Sowohl Politik als
auch Tourismus und Sponsoren verlangen publikumsträchtige
Ereignisse. Geld fließt dort, wo viele Menschen angesprochen werden.
Für Landeshauptmann Herbert Sausgruber, der die dreitägige
Veranstaltung am Donnerstagabend eröffnete, eine Chance. "Es gibt
kulturelle Veranstaltungen, die wie ein Publikumsmagnet wirken", so
der Politiker, "andere wiederum werden von diesem Trend nicht
erfasst. Sie benötigen unsere Unterstützung." Kulturpolitisch
gesehen wäre in diesen selbsttragenden Bereichen ein Rückzug
möglich.
Dumme Unternehmer
Der Ehrengast des Abends war Schriftsteller Robert Menasse mit
einem Vortrag zum Thema "Erlebnis statt Leben oder die Quote als
Zote". Provokant prognostiziert er die Zerstörung aller
Errungenschaften wie Sozialstaat, 8-Stunden-Arbeitstag oder
Chancengleichheit. "Unternehmer sind dumm und kurzsichtig", so
Menasse, "möglichst billige Produktionskosten und möglichst hohe
Preise sind unser gesellschaftlicher Ruin. Wer kann denn die
Produkte noch kaufen?" Und auch mit dem ORF verfährt er nicht minder
zimperlich. "Das Konzept des ORF ist Dummheit im Doppelpack und lädt
geradezu zum Zappen auf die Privatsender ein", wettert Menasse.
Kein Schwein
kommt vorbei!
Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle im Wiener Museumsquartier,
bereichert am Freitagnachmittag die Diskussion mit seinen
Erfahrungen. "Das Problem beginnt dort, wo die Vermarktung auf die
Inhalte durchschlägt", so der gebürtige Bregenzer und spricht damit
ein klares Nein zum Event, der sich von der eigentlichen Sache,
nämlich der Kunst entfernt, aus. "Damit wird letztlich das falsche
Publikum erreicht."
Im Klartext heißt das: Punschbuden aufzustellen erhöhe zwar die
Zahl der Alkoholleichen rund um das Wiener Museumsquartier, nicht
aber die der kunstinteressierten Museumsbesucher. Gegen passende
Events gäbe es von seiner Seite allerdings nichts einzuwenden.
"Sonst kommt kein Schwein vorbei und die Anstrengungen, eine
Ausstellung auf die Beine zu stellen, würden sich nicht lohnen",
erklärt Matt. Voraussetzung ist allerdings eine inhaltliche
Legitimation.