DOKUMENTATION III
Gesellschaft
Fotografie, Video, Installation

Arbeiten von:              Alexandra von Hellberg (A/I) / Paul Albert Leitner (A) / Martin Krenn (A) /
                                   Jens Olof Lasthein (S) / Sabine Jelinek (A) / Marco Dellacand (GB) /
                                   Ruth Kaaserer / Sigrid Kurz , Karl-Heinz Klopf (A) / Didi Sattmann (A)
Eröffnung:                MONTAG, 15. DEZEMBER 2003, 19.00 UHR
Dauer:                        16. Dezember 2003 – 28. Jänner 2004
Öffnungszeiten:         DI – FR 14.00 – 19.00 UHR, SA 10.00 – 14.00 UHR 
   

F O T O G A L E R I E    W I E N
Verein zur Förderung Künstlerischer Fotografie

Währinger Straße 59, A - 1090 Wien
Tue-Fri  14.00 -19.00,  Sat  10.00 -14.00
Tel: +43-1-408 54 62,  Fax: +43-1-403 04 78
www.fotogalerie-wien.at
fotogalerie-wien@wuk.at 
   


  

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DOKUMENTATION III
Gesellschaft

Dank an: sixpack / Canadian Embassy, Wien / Kultur Alsergrund / Wien Kultur / British Council / BKA-Kultur
 
 

Die dritte und letzte Ausstellung des diesjährigen Jahresschwerpunkts DOKUMENTATION der FOTOGALERIE WIEN trägt den Untertitel „Gesellschaft“.
Die beteiligten KünstlerInnen zeigen wie dokumentarische Zugänge in künstlerische Arbeit einfließen. Sie kommentieren gesellschaftlich relevante Themen und Problemfelder, wobei sich ein Bogen von reportageähnlichen Arbeiten bis hin zu fiktiven Kollagen spannt.
 

Im Zentrum des Videos „balance“ von Ruth Kaaserer stehen Ewa, Magda und Andrea.
Die Künstlerin hat Mädchen migrantischer Herkunft über ein halbes Jahr mit der Kamera durch den urbanen Raum Wiens begleitet. Ausschnitte aus ihren Gesprächen kombiniert mit cliphaften Sequenzen, in denen Mädchen eigens komponierte Hip-Hop Nummern performen, sowie Aufnahmen einer Vielzahl anderer Teenager beim Skaten, Baseball spielen, Flanieren oder Reden, bringen Momente des Auslotens weiblicher Identität und erwachender Sexualität zur Sprache.
 

Jens Lastheins Arbeit “Moments in Between” ist das Ergebnis mehrerer Reisen nach Ex-Jugoslawien zwischen 1994 und 1999. „Moments in Between“ macht das tägliche Leben am Rand von Kriegsschauplätzen sichtbar. Lasthein thematisiert die subtileren Konsequenzen des Krieges, etwas das jede und jeden betrifft. Er erzählt in poetischen Bildern von chaotischer Existenz, von Machtlosigkeit, von endlosem Warten und von Rastlosigkeit.
 

Die Bilder Paul Albert Leitners handeln vom Reisen, von der Idee der Fremde, von Koffern, Hotelzimmern oder Bahnhöfen, von seiner eigenen Gestalt in tausend Rollen, vom Wahrnehmen, vom Verstehenwollen und vom Nichtverstehenwollen. Beiläufig, bedeutsam, melodramatisch, witzig, kunstlos oder formal raffiniert, von allem und nichts erzählend, zeigen uns die Fotos seine Sicht von der Welt „mit ihm“.
 

Die Arbeit „Coole Kids“ von Didi Sattmann ist zwischen 1995 und 1997 in Wien entstanden. Der Künstler zeigt neuere (Sub-)Kulturen der Jugendbewegung die zugleich als Ausdruck einer Globalisierung der Jugendkultur verstanden werden können, weltweit getragen von bestimmten Musikrichtungen wie zum Beispiel Hip-Hop, Techno oder Punk, einem gemeinsamen Lebensgefühl folgend und in allen Städten der Welt an typischen Outfits erkennbar, – Coole Kids.
 

Das Filmmaterial zur Videoinstallation „Break Dance“ von Sabine Jelinek stammt aus dem Jahr 2000 und wurde im Wiener Prater aufgenommen. Der Schauplatz, der von seiner ursprünglichen Gründungsidee dem österreichischen „gemeinen“ Volk gewidmet war, wurde für viele jugendliche ImmigrantInnen, oft „zweiter Generation“, aus Ex-Jugoslawien oder der Türkei zum Treffpunkt. Ob ihre Wünsche und Träume nach einem besseren Leben in Österreich erfüllt werden, bleibt offen.
 

Alexandra von Hellberg sammelt ästhetisch minderwertige Erzeugnisse, vom Souvenirkitsch bis zu religiösen Devotionalien, die sie zu bunt und schrill glitzernden Kollagen zusammensetzt. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht weniger das Stereotype und Klischeehafte, sondern das mysteriöse Eigenleben das die einzelnen Produkte im zufälligen Nebeneinander entwickeln. Die Sentimentalität des einzelnen Objektes kippt nicht selten ins Bedrohliche und entpuppt sich als hilflose Projektion einer unerfüllten Sehnsucht nach Glück.
 

Martin Krenns work in progress-Projekt „City Views“ wird in Zusammenarbeit mit MigrantInnen in unterschiedlichen europäischen Städten realisiert. Es werden emanzipatorische Orte und auch Orte des Ausschlusses migrantischer Öffentlichkeit aufgesucht und in Fotoserien verarbeitet, die mit Kommentaren der MigrantInnen kombiniert sind. Martin Krenn untersucht welcher Platz MigrantInnen zugewiesen wird, sie sich selbst zuweisen und wie Menschen durch „multikulturelle“ Vorstellungen stigmatisiert werden.
 

Marco Dellacand zeichnet in seiner Arbeit „The long and extraordinary Life of Madame Pune“ mit gefundenen, alten Fotografien das Leben einer Frau nach.
Er stellt sich die Frage, ob man anhand eines solchen „second-hand“- Materials dem Leben einer Person gerecht werden kann. Ist es möglich die Besonderheit eines Menschen den man nicht kannte in einer Bildgeschichte herauszuarbeiten? Ist die Person, die man sieht, tatsächlich die, für die man sie hält oder entsteht durch das Sammeln und Zusammenfügen eine völlig neue Figur?
 

Ausgangspunkt für die Fotoinstallation von Karl-Heinz Klopf und Sigrid Kurz ist das interaktive Internetprojekt „SCREEN TEST : IN SPACE“. Screen Test ist ein im Filmkontext verwendeter Begriff für Probeaufnahmen. Das Projekt basiert auf Textfragmenten aus Filmen, die zu neuen Konstellationen zusammengefasst sind und thematisch unterschiedliche Mikroszenen bilden. In Form von Textbildern wird urbane Sphäre anhand von unterschiedlichen Themen, wie territorialer Anspruch, private Interaktionsräume, Imagination und Reflexion, behandelt.