VN Sa, 29.11.2003

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Kultur 

Obacht! Starke Sogwirkung

Kunsthaus Bregenz setzt aktuelle Film- und Videoarbeiten klug und schön in Szene

VON CHRISTA DIETRICH E-MAIL: christa.dietrich@vn.vol.at

Bregenz (VN) Video- und Filmarbeiten nähern sich mitunter im Eilschritt dem Ablaufdatum. Was in Großausstellungen herumgereicht wird, nützt sich rasch ab. Vor allem weil hier schneller als bei anderen Techniken das übernommen werden kann, was einfährt.

Was tut also ein Kunsthaus, das etwas auf sich und sein Programm hält, wenn Video und Film nicht ausgeschlossen sein sollen. Das Kunsthaus Bregenz geht einen guten Weg. Er heißt Konzentration auf eine enge Auswahl bei möglichst großzügiger Präsentation. Was überrascht, sind also nicht die Namen (gebucht wurde, was derzeit fast jedem geläufig ist), was erstaunt, ist die Aufmachung, die wohl einzigartig ist und die sich beim Abschreiten der Geschosse keineswegs als Mogelpackung erweist.

Nebenbei sei erwähnt, dass die Institution am Bregenzer Seeufer zurzeit auf eine schrittweise Eröffnungsinszenierung setzt. Tone Fink hält erst ab nächstem Samstag das Erdgeschoss besetzt, bis dahin gibts Video bzw. Film pur.

Fließrichtung zum Kopf

Im Obergeschoss sind die beiden Britinnen Jane und Louise Wilson die Lieferanten. Auf der Suche nach der möglichst ideologiefreien Architektur sind sie beim Pasmore-Pavillon aus den späten 50 er Jahren gelandet, der die Anordnung der Projektionsflächen für "A Free and Anonymous Monument" (2003) inspiriert hat. Die Ein- und Aussichten, durch die der Besucher hier geschleust wird (zu sehen sind Industrie- und Technikbauten), entpuppen sich als wertfrei neutrale Abhandlung von Form und Funktion. Das größte Plus ist die - bei aller Sogwirkung - durchgehaltene Fließrichtung zum Kopf. Diesbezüglich sieht es ein Stockwerk tiefer schon anders aus. Aber die hohe emotionale Aufladung der Werke von Eija-Liisa Ahtila ist ja bereits legendär.

Poetisch

Die Finnin ist die Poetin schlechthin unter den Filmkünstlern. In der Arbeit "The House" (2002) bringt sie die Realität zum Kippen und führt den Betrachter just in dem Moment, in dem die Stimmung ihrer Erzählung im Breitwandformat allzu elegisch zu werden droht, geschickt aufs Glatteis. Dann gibt es nämlich ironische Brechungen à la Urzeit des Metiers. Da schreitet dann auch schon einmal eine Kuh durch einen Salon oder es regiert ein, zwei Sekunden lang der rasche Schnitt. Eija-Liisa Ahtilas Arbeit gewinnt enorm durch die großzügige Aufmachung. An sich müsste die Erzählerin aus dem hohen Norden ihren Ausstellern von nun an vorschreiben, ihre Werke stets so zu präsentieren. Aber wer kann das schon, und wer kann der Engländerin Tacita Dean für "Boots" (2003) gleich drei Räume zur Verfügung stellen, in denen man erneut, aber ungemein spannend erfährt, wie Abwesenheit (zu sehen ist eine leere Villa) von Anwesenheit zeugt.

Und politisch

Anders - politisch - aufgeladen ist die sicher vielen bekannte Arbeit "Arena" (2001) des Albaners Anri Sala im Keller. Er konfrontiert mit unüblichen Zeugen von Unterdrückung und Gewalt (Park, aufgelassener Zoo etc.), trifft aber exakt. Und der gemeinsame Nenner der Arbeiten? Man braucht ihn im Kunsthaus gar nicht anzuführen, er vermittelt sich auch nicht aufgesetzt, sondern fassettenreich. Und bleibt die Architektur.

Die Ausstellung "Remind . . ." wird im Kunsthaus Bregenz am 29. November, 19 Uhr, eröffnet. Sie ist vom 30. November bis 11. Jänner, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr, donnerstags, 10 bis 21 Uhr, geöffnet. Am 25. Dezember ist die Ausstellung geschlossen, am 24. und 31. Dezember ist sie von 10 bis 14 Uhr geöffnet.

Architektur pur: Jane und Louise Wilson. (Foto: Wilson/KUB)

Poetische Bilder, extrem emotional aufgeladen, erzeugt die Finnin Eija-Liisa Ahtila. (Foto: Eija-Liisa Ahtila/Kunsthaus Bregenz)




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