Der Faden reißt nicht

Die Künstlerin Michaela Melián entwirft im Untergeschoß der Galerie im Taxispalais eine subtile Welt genähter Landschaften.


Die 1959 in München geborene, deutsche Künstlerin Michaela Melián interessiert sich für die Geschichte von Orten, Landschaften und Gemeinden. Im Jahr 2002 erkundete sie die Lüneburger Heide mit dem historisch inkriminierten Ort Bergen-Belsen, dem Heimatmuseum, den Verkehrsadern und dem Hof, wo Heidschnuken schlafen.

Mit Nadel und Zwirn

Meist fotografiert sie die Orte und bannt dann die Lebensnerven einer Region mit Nadel und Faden auf Stoff. Es entstehen Konturen einer Landschaft, die dahinmäandern. Der Faden der Nähmaschine schafft eine entpersonalisierte, entkonkretisierte Darstellung, die nur umrisshaft das Geschaute wiedergibt.

Man könnte es als ein Einnähen von Geschichte bezeichnen. Der Faden - es ist immer nur einer für jedes Bild - legt nahe, dass alles zusammenhängt. Wie ein Blick, der nicht abreißt.

Schlachtenbild

Für die Galerie im Taxispalais hat Melián im Untergeschoß eine großflächige Installation geschaffen. Inspiriert hat sie das Panoramabild des Münchner Künstlers Michael Zeno Diemer, der an der Talstation der Hungerburgbahn im 19. Jahrhundert ein gewaltiges Gemälde von der Darstellung der Schlacht am Bergisel gemalt hat.

Der Landschaftsillusionismus des Inntals und Innsbrucks beeindruckte die deutsche Künstlerin.

Fahrtenwind

Ihre Arbeit "Panorama" ist nicht zuletzt ein Projekt, das aus ihrer langen Auseinandersetzung mit der Landschaft um Innsbruck resultierte. Auf dem Weg von München nach Innsbruck fotografierte sie aus dem fahrenden Auto die Umgebung und projizierte die daraus entstandenen Diapositive an die Wand.

Zum Vergrößern anklicken
Zum Vergrößern anklicken

Auf leichtem Stoff begann sie die Konturen der Landschaften abzunähen. Dadurch entstand ein zweifach sichtbares Fadengewirr - sowohl von der Vorderseite als auch von der Rückseite einsehbar.

Genähte Wirklichkeit

Im Untergeschoss der Galerie spannte sie die Leinwand für ihre Arbeit "Panorama" in eine zylindrische Form von sechs Metern Durchmesser, in deren Mitte ein rotierender Diaprojektor platziert ist.

Zum Vergrößern anklicken
Zum Vergrößern anklicken

Der Projektor wirft die Fotografien der genähten Bilder auf die genähten Umrisse der Leinwand. Naht und Fotografie kommen wieder zusammen. Die Autofahrt ist durch die Bewegung präsent. Der Betrachter kann mitreisen. Subjektive Eindrücke von Topografie und Geschichte erreichen mittels kunstvoller Verfremdung den Betrachter.

Link:

Radio &sterreich 1