Feldkirch (VN-ag) Was
der maltesische Künstler
Norbert Francis Attard
jetzt in der Johanneskirche zeigt, scheint nicht von
dieser Welt.
Blaues Licht und ein Blick auf die Ausgrabungen im Boden
empfangen den Besucher. Dazu eine riesige spiegelnde Wasserfläche,
in der sich die beleuchteten Altäre als perfekt-goldene Reflexion
spiegeln. Mit dem Anschwellen der Musik beginnt die Wasserfläche an
verschiedenen Stellen zu vibrieren, die Bilder verzerren sich, die
Spiegelung wird mit der Wellenbewegung gebrochen.
Kirchenmusik und Hölle
"Palestrina and Hell" nennt sich die ebenso aufwändige wie
faszinierende Installation des 1951 in Malta geborenen Norbert
Francis Attard, der als Architekt begonnen hat, sich dann der
bildenden Kunst zuwandte und in den vergangenen Jahren vor allem
durch seine Environments und Videoarbeiten (u. a. an der Biennale
von Venedig 1999) auf sich aufmerksam machte.
Konzeptuell angelegt, auf den spezifischen Ort und seine
Geschichte bezogen, schildert Attard sein Schaffen als Subjektivität
und den Versuch der darin sichtbar gemachten Objektivität. Für die
Johanneskirche inspirierte ihn ein Deckenfresko mit Johannes dem
Täufer. Aus der ersten Idee der Verwendung von Wasser als
katalytisches und symbolgeladenes Element, zu dem sich dann der
Klang gesellte, entwickelte sich die Arbeit schließlich über einen
Zeitraum von drei Jahren.
Das Wasserbecken teilt den Raum nicht nur architektonisch in eine
obere und untere Hälfte, sondern trennt auch im übertragenen Sinn
zwei verschiedene Welten voneinander. Das Sein reflektierend,
thematisiert die Installation bereits im Titel die beiden Extreme:
Palestrina (Komponist von Kirchenmusik des 16. Jahrhunderts) und die
Hölle, die Dualität von Leben und Tod, gut und böse . . . dieses
Nebeneinander zweier Welten wird im Motiv der spiegelnden
Wasserfläche, wo Realität und Schein perfekt inszeniert aufeinander
treffen, noch einmal aufgenommen.
Mit Bildern, die nicht von dieser Welt scheinen, wird man als
Betrachter sehend und hörend verführt, sich zwischen die Welten zu
begeben. Dass Attard zwei Gräbermulden im Kirchenboden mit Skeletten
besetzt, mag als allzu bildhaftes Memento Mori erscheinen, soll aber
an die ursprüngliche Verwendung des Raumes erinnern und über die
Ausrichtung der Skelette an die einstige Bestattungshierarchie.