VN Mi, 28.5.2003

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Kultur 

Nicht von dieser Welt

Norbert Attard in der Johanneskirche

Feldkirch (VN-ag) Was

der maltesische Künstler

Norbert Francis Attard

jetzt in der Johanneskirche zeigt, scheint nicht von

dieser Welt.

Blaues Licht und ein Blick auf die Ausgrabungen im Boden empfangen den Besucher. Dazu eine riesige spiegelnde Wasserfläche, in der sich die beleuchteten Altäre als perfekt-goldene Reflexion spiegeln. Mit dem Anschwellen der Musik beginnt die Wasserfläche an verschiedenen Stellen zu vibrieren, die Bilder verzerren sich, die Spiegelung wird mit der Wellenbewegung gebrochen.

Kirchenmusik und Hölle

"Palestrina and Hell" nennt sich die ebenso aufwändige wie faszinierende Installation des 1951 in Malta geborenen Norbert Francis Attard, der als Architekt begonnen hat, sich dann der bildenden Kunst zuwandte und in den vergangenen Jahren vor allem durch seine Environments und Videoarbeiten (u. a. an der Biennale von Venedig 1999) auf sich aufmerksam machte.

Konzeptuell angelegt, auf den spezifischen Ort und seine Geschichte bezogen, schildert Attard sein Schaffen als Subjektivität und den Versuch der darin sichtbar gemachten Objektivität. Für die Johanneskirche inspirierte ihn ein Deckenfresko mit Johannes dem Täufer. Aus der ersten Idee der Verwendung von Wasser als katalytisches und symbolgeladenes Element, zu dem sich dann der Klang gesellte, entwickelte sich die Arbeit schließlich über einen Zeitraum von drei Jahren.

Das Wasserbecken teilt den Raum nicht nur architektonisch in eine obere und untere Hälfte, sondern trennt auch im übertragenen Sinn zwei verschiedene Welten voneinander. Das Sein reflektierend, thematisiert die Installation bereits im Titel die beiden Extreme: Palestrina (Komponist von Kirchenmusik des 16. Jahrhunderts) und die Hölle, die Dualität von Leben und Tod, gut und böse . . . dieses Nebeneinander zweier Welten wird im Motiv der spiegelnden Wasserfläche, wo Realität und Schein perfekt inszeniert aufeinander treffen, noch einmal aufgenommen.

Mit Bildern, die nicht von dieser Welt scheinen, wird man als Betrachter sehend und hörend verführt, sich zwischen die Welten zu begeben. Dass Attard zwei Gräbermulden im Kirchenboden mit Skeletten besetzt, mag als allzu bildhaftes Memento Mori erscheinen, soll aber an die ursprüngliche Verwendung des Raumes erinnern und über die Ausrichtung der Skelette an die einstige Bestattungshierarchie.

Die Installation von Norbert Francis Attard wird heute, 19 Uhr, eröffnet und ist in der Johanneskirche in Feldkirch bis 27. Juli zu sehen, geöffnet Dienstag bis Freitag, 10 bis 12 und 15 bis 18, Samstag, 10 bis 16, Donnerstag 18 bis 21 Uhr (zur Festivalzeit auch Sonntag 10 bis 16 und Montag 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Installation "Palestrina and Hell" von Attard. (Foto: Adlassnig)




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