Kühl, düster und schäbig ist es. Aber was erwartet man
sich sonst vom Inneren eines der sechs Gefechtstürme in Wien? Zwischen
1942 und 1944 wurden die massiven Betontrümmer errichtet. Bis heute steht
man ihnen hilflos gegenüber - abreißen oder bewahren zum Gedenken?
Einer dieser bedrohlichen Bauten wuchtet sich im
Arenbergpark aus dem Boden - 42 Meter hoch, die Mauern bis zu sieben Meter
dick. Seit 1995 verwendet das Museum für Angewandte Kunst zehn Prozent der
12.900 Quadratmeter als "Gegenwartskunstdepot".
Eine gesamte Umwidmung zum Kunstbunker lag nah.
MAK-Direktor Peter Noever, bekannt für seine Visionen und bitteren Klagen
über das Budget, begann mit der Planung. Gemeinsam mit den Architekten
Sepp Müller, Stephan Embacher entwickelte er "CAT": Contemporary Art
Tower, ein internationales Zentrum für zeitgenössische Kunst.
Das System ist so einfach wie genial: Internationale
Künstler werden wie bei einem Artist-in-Residence-Programm eingeladen,
hier zu arbeiten. So kann "in einem langzeitigen Run eine Sammlung
aufgebaut werden, die unverrückbar ist und nicht am Kunstmarkt
zusammengesucht wurde", so Noever, bei der "CAT"-Präsentation mit dem
Titel "Heaven's Gift" im Gefechtsturm Arenbergpark.
Nach einer im Jahr 2000 in New York begonnenen weltweiten
Publicity-Tour für "CAT", landete sie jetzt erstmals vor Ort. Als
Vorgeschmack haben Ilya und Emilia Kabakov ihre für die letzte Biennale in
Venedig entstandene Installation hier aufgebaut und dem MAK geschenkt.
Zwei weitere Künstler waren seit Planungsbeginn
involviert: Jenny Holzer will an einem 90 Meter hohen Medien- und
Versorgungsturm, der neben dem Bau stehen soll, ihre Texte herunterlaufen
lassen. James Turrell entwarf eine Skyspacebar.
Nach den Plänen gehören sechs Geschoße der Kunst, die
oberen beiden sind für Cafés, Restaurants reserviert. Die ersten drei
Ebenen sollen kommerziell genutzt werden. Jetzt fehlen nur mehr die
Künstler - und 22 Mill. Euro, die Noever für die Adaptierung braucht. Ein
Finanzplan ist der nächste Schritt - sonst bleibt "CAT" eine Utopie hinter
Mauern. sp
Gefechtsturm Arenbergpark, Wien 3. Bis 10. Nov., Do.
bis So. 15-19 Uhr.
© Die Presse | Wien