Installationen von Gudrun Kampl und Michael Kienzer: das alte Kraftwerk von Bad Gastein.
Bad Gastein - Der mit Thermalquellen gesegnete Kurort Bad Gastein, in dem schon Künstler wie Gustav Klimt oder Thomas Mann gerne urlaubten, veranstaltete heuer zum zweiten Mal das Projekt sommer.frische. kunst. Mit einem Budget von 90.000 Euro fand während der Sommermonate nicht nur die Konzertreihe summer jazz in the city statt, sondern die Tourismusgemeinde lud auch acht junge Künstler als Artists in Residence ein, die in Hotels wohnen und an verschiedenen Orten Ausstellungen bespielen konnten. Darüber hinaus wird im alten Kraftwerk direkt am Fuße des Bad Gasteiner Wasserfalls die Ausstellung hard & soft gezeigt.
Kunst in der Turbinenhalle: Diese Kombination klingt seit den spektakulären Installationen im ehemaligen Kraftwerksbau des Londoner Museums Tate Modern verlockend. Auch in Bad Gastein beeindruckt der denkmalgeschützte Industriebau, der die Ortschaft seit 1914 mit Elektrizität versorgte. Trotzdem hatte Kuratorin Ulli Sturm kein leichtes Spiel, passende künstlerische Positionen für diesen Ort zu finden, füllen doch heute noch die riesigen, stillgelegten Turbinen den Raum aus.
Dem Bildhauer Michael Kienzer gelingt es virtuos, die alten Energiemaschinen zum Teil seiner Installation Relation zu machen. Zwischen die Turbinen legt und steckt er Stangen und Rohre aus Aluminium. Was wie fallen gelassene Mikadostäbchen aussieht, stützt sich ohne Fixierung; die schwarzen Gummibänder hie und da dienen nur der Akzentuierung.
Die Künstlerin Gudrun Kampl möchte mit ihrer Intervention die heutige Situation des Kurorts zwischen Belle-Époque-Vergangenheit und Revitalisierungswunsch zum Ausdruck bringen. Ihre aus dunkelrotem Samt genähten Wörter "Sehnsucht" und "Hoffnung" hängen an der Vorder- und der Rückseite der Turbinenhalle.
Ab der Dämmerung strahlen im steil gelegenen Bad Gastein die Neonlichter der Installation Drei Grazien von Thomas Hoke. Die dreiteilige Installation bringt auf Etappen Neonkreise zusammen, die schließlich bunt miteinander zu tanzen scheinen. Mit einer weiteren Lichtinstallation erinnert Hoke an den berühmten "Sprung ins Leere" von Yves Klein. Die spannungsgeladene Körperhaltung des französischen Künstlers wird dabei mit weißem Neonlicht nachempfunden - ganz so, als hätte ein Geistervogel einen Sturzflug über Wasserfall und Grand Hotels angetreten. (Nicole Scheyerer, DER STANDARD - Printausgabe, 13. September 2011)
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