Täglich sei die Menschheit mit neuen Katastrophenmeldungen konfrontiert, erklärte Schöpf. Die Ars Electronica stimme aber kein Klagelied an, sondern wolle Plattform für einen Paradigmenwechsel sein, so Stocker. Der Linzer Kulturreferent Vizebürgermeister Erich Watzl (V) verwies auf die Funktion von Kunst als Lösungsanbieter und darauf, dass aus der ehemaligen Tabak- künftig eine Denkfabrik werden soll. "Künstler und Kulturschaffende lehnen sich nicht zurück", betonte die für Bildung und Forschung zuständige Landesrätin Doris Hummer (V). Durch das Schließen der Tabakerzeugung im Vorjahr hätten 270 Menschen ihren Arbeitsplatz verloren, die Stadt habe diesen Fehler mit dem Ankauf des Gebäudes repariert, sagte Vizebürgermeister Klaus Luger (S) in Anlehnung auf das diesjährige Festivalmotto "Repair".
Nach einer Einlage des sozialkritischen Reparatur-Chors ("Statt sudern und schimpfen, wir sollten fest singen.") wurden die Goldenen Nicas verliehen: Die Auszeichnung in der Sparte Interactive Art ging an eine US-britische Künstlergruppe für "The EyeWriter", eine Tracking-Brille, die es gelähmten Menschen ermöglicht, mit Hilfe ihrer Augen zu zeichnen bzw. kreativ tätig zu sein. Im Bereich Digital Communities gewann der legendäre "Chaos Computer Club" aus Deutschland. Über den Preis in der Kategorie Computeranimation durfte sich der Kanadier Arev Manoukian für seinen Kurzfilm "Nuit Blanche" freuen, der zur Gänze auf einem herkömmlichen PC entstanden ist.
In der Sparte the next idea in Kooperation mit dem Ars-Electronica-Hauptsponsor voestalpine, bei der nicht fertige Projekte, sondern Ideen prämiert werden, ging die Nica an "Hostage" des Belgiers Frederic De Wilde für das aus Kohlenstoffröhrchen mit extrem verästelter Oberfläche geschaffene "schwärzeste Schwarz der Welt". Die Auszeichnung Digital Music & Sound Art ging an den Japaner Ryoichi Kurokawa für seine audiovisuelle Installation "rheo: 5 horizons". In der Kategorie Hybrid Art wurde der Australier Stelarc für sein Projekt "Ear on Arm" prämiert, bei dem er sich ein echtes zusätzliches Ohr quasi als Internetorgan in den Unterarm einpflanzen ließ. Besonders viele Einreichungen gab es traditionell beim Jugendbewerb "u19 - freestyle computing", heuer gewann ein von den zwei Grazer HTL-Schülern Stefan Polic und Michael Moitzi entwickelter Wuzeltisch mit automatisierter Gegenmannschaft.
Der 1987 initiierte Prix Ars Electronica kürt jedes Jahr die besten Arbeiten aus dem Bereich der zeitgenössischen Medienkunst und wird von Ars Electronica Linz und ORF Oberösterreich in Kooperation mit dem Brucknerhaus und dem OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich sowie mit Unterstützung der Stadt Linz und des Landes veranstaltet. 3.083 Projekte aus 70 Ländern wurden heuer eingereicht, insgesamt 117.500 Euro an Preisgeldern werden vergeben. Die prämierten Kunstwerke sind noch bis 11. September bei der "CyberArts"-Schau in Kooperation mit dem OK am Festivalgelände zu sehen.