Ein immergrünes Thema: Natur und Kunst. Eine blühende
Umgebung, in der es sich in Wien ausbreiten kann: Im Atelier Augarten, am
Rande desselben, in sechzehn Beispielen.
Noch duften die Bäume, aber schon segeln die Blüten zu
Boden. Der Sommer kommt, und auch Bäume brauchen ihr Aroma. Das dachte
sich wohl Olaf Nicolai, als er sein Baum-Parfum "Smell" kreierte.
Weg mit der Natur, rein mit der Kreation. Nicolai entwarf
sein Kosmetikprodukt 1999 für die Deutsche Gartenschau in Magdeburg,
bedrängte den Duft der Bäume mit seinem synthetischen und inserierte
diesen in Zeitschriften.
Im Atelier Augarten steht nun eine Probe für Besucher
bereit. Sie werden den Duft nicht lange riechen, denn nur wenig weiter
wartet eine Geruchs-Attacke: Frühlingsfrisch, umwerfend zitronig überkommt
es einen vor Volker Andresens "Soapparka". Andresen hat einen Barockpark
mit Putz-, Spül- und Duftprodukten nachgebaut: Mit schlierig glänzendem
Weichspüler gefüllte Teiche, Springbrunnen aus Duftschwammerl, und Beete
aus flauschigen Putzlappen. Ein amüsantes Statement zur synthetisierten
Natur der Konsumwelt.
Mark Dion stößt in größere Dimensionen. Er schreibt auf
Stufen die Namen der Erdzeitalter, läßt darüber zähes Bitumen rinnen,
bietet im Inneren der gestuften Box einen Blick ins Universum - und hat
das Ganze dem Land-Art-Künstler Robert Smithsons gewidmet.
Digitalisierte Pflanzen
Gloria Friedmann hinterfragt die "Natürlichkeit" des
Weltfriedens, indem sie Politiker in ihrer gestellten Freundlichkeit beim
Handshake zeigt. Von Photos, die in zwei Reihen unter dem mit
internationalen Flaggen geschmückten Weihnachtsbaum aus Plastik liegen,
lächeln sie. Lois Weinberger schließlich hat Natur digital geborgen. Seine
Photos von Pflanzen laufen über einen Bildschirm, den er in ein armes
Blechhüttchen gestellt hat.
Wie sich der Mensch in der Natur bewegt, das studierte
Aleksandar Battista Ilic in seiner Photoserie "Weekend Art: Hallelujah the
Hill" über sechs Jahre. Hier wird im Bach gebadet, im Freien gepicknickt,
gejagt, über die Wiese gerollt.
In ein Dilemma stürzt der Besucher dann vor Dieter
Buchharts "Public Care". Zarte Brennesseln wachsen aus im Raster
aufgestellten Stelen und sollen eine gewisse Höhe nicht erreichen.
Schilder geben die Anweisung, sie dann abzuschneiden. Also zerstören und
der Vorschrift gehorchen? Auf der Strecke bleibt die Natur bei Günther und
Loredana Selichars Video "Granturismo". Wie im Road Movie, wie im
Videospiel bohrt sich ein Bolide durch die Landschaft, bis ein erstes
Insekt auf der Scheibe zerplatzt - der Beginn eines wahren Massakers.
Von diesen unterschiedlichen Ansätzen der Kunstnatur,
nach einigen treffenden Statements, manchem, was nicht ganz einsichtig
werden möchte, tritt man wieder in das Grün des Augartens. Und es ist
angenehm, beinahe kunstlos.
Bis 1. 9., Di. bis So., 10 bis 18 Uhr.
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Wien