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Mumok-Sammlung bekommt Duncan Campell-Arbeiten

23.06.2009 | 11:25 |  (DiePresse.com)

Mit den Videoarbeiten "Bernadette" und "Sigmar" gehen zwei Arbeiten des irischen Künstlers Duncan Campell in die Mumok-Sammlung ein. Ein Spiel zwischen Erzählung und Information.

Mit seinem Werk "Bernadette" gewann der irische Künstler Duncan Campell auf der Art Basel den "Baloise Kunst-Preis 2008". Nun geht das Video, das die nordirische Bürgerrechtsaktivistin Bernadette Devlin 1969 zeigt, in die Sammlung des Museum für Moderne Kunst (MUMOK) ein. Ab Freitag (26.6.) ist Duncan Campbel in der Mumok Factory bis 6. September eine Ausstellung gewidmet.

Vordergründig ist "Bernadette" das faszinierende Porträt eines vehementen Kampfgeistes. 1969 war die Aktivistin mit 21 Jahren die jüngste Abgeordnete des britischen Parlaments. "Wenn man alt genug ist, für wenig Geld viel zu arbeiten und sich im Krieg töten zu lassen, dann ist man auch alt genug mitzuentscheiden", sagte sie mit unerbitterlichem Blick. Duncan bastelt mit Fernseh-Ausschnitten aus Interviews und Aufnahmen von politischen Reden jedoch eine Geschichte, die ihren dokumentarischen Charakter kontinuierlich selbst infrage stellt. Pausen, überlagernde und überlagerte Stimmen und Bilder der irischen "Jeanne d'Arc": Ein Spiel mit einer Erzählung, die zu informieren vorgibt und einer Information, die letztlich einen Mythos erzählt.

"Sigmar": Kalte Platte an Künststücken

Auch das zweite Video, das ebenfalls als Schenkung der Baloise-Gruppe in die Sammlung des MUMOK gelangt, wird beim Vornamen genannt. Und wieder ist die reale Person des "Sigmar" Polke mehr Inspiration als Objekt des Films. Mit Fetzen eines fiktiven Gesprächs mit Polke und mit abstrakt vorbeiziehenden Detail-Ausschnitten aus seinen Bildern sowie von fingiertem Inventar seines Ateliers wird eine kalte Platte von Künstlerstückchen kredenzt.

"Nein" oder "Nicht" sagt die Stimme, Farben und Flecken und viel weiße Leinwand schimmern vorbei. Gegenüber den Darstellungen der Bernadette, mit ihren Untertiteln, um auch jedes irische Wort zu verstehen, ist der Informationswert bei dem Werk "Sigmar" etwa bei Null. Dass die Geschichte dadurch trotzdem nicht mehr Anspruch auf Authentizität erhebt, erhöht Campells Arbeit über eine banale, wenn auch prägnante Medien- und Kommunikationskritik zu einem heimtückischen Spiel mit den narrativen Strukturen der Bild-Information.


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