Bregenz (VN-cd) Mit Brummschädel und in Katerstimmung können sich
zwei Personen eines Morgens nicht mehr an die Nacht erinnern. Daraus
entwickelte Labiche eine Komödie, die das aufdeckt, was man gerne
unter den Teppich kehrt.
VN: "Die Affäre Rue de Lourcine" ist eine Salonkomödie alten
Stils. Was interessiert eine junge Bühnenbildnerin an diesem Stück?
Ursula N. Müller: Es hat mich interessiert, ein atmosphärisches
Tableau von dieser fast grotesken Komödie hinzustellen. Mit einer
Architektur, die das Ganze als Puppentheater zeigt, die dieses
Karikaturhafte herausstellt. Es ist eine Herausforderung, eine
bürgerliche Komödie zu machen. Eigentlich hat man ein bisschen Angst
vor solchen Arbeiten, weil sie nicht von vornherein modern sind, bis
auf das, dass es eine Jelinek-Übersetzung ist. Deshalb kann das
Stück schon einmal nicht ganz trivial sein.
VN: Welche Möglichkeiten der Umsetzung für ein heutiges Publikum
hat sich für Sie eröffnet?
Ursula N. Müller: Ich bin in eine extreme Form- und Farbgebung
gegangen und habe das bei den Kostümen und Figuren weitergeführt.
Ich profitiere im Grunde genommen auch davon, dass das nicht meine
erste Arbeit am Landestheater ist. Die erste war "Zwölfeläuten" und
die zweite das Thomas-Bernhard-Stück.
VN: Wo liegen Ihre Interessen generell?
Ursula N. Müller: Sie sind sehr weit gestreut. Es gibt sicher
eine Form von Handschrift, aber ich stehe immer wieder blank vor
meinen Arbeiten. Und selbst wenn mir ein Stück einmal nicht auf
Anhieb gefällt, versuche ich es lieb zu gewinnen.
VN: Was ist das nächste Projekt?
Ursula N. Müller: Im Mai sind es zwei Projekte, darunter ist ein
Tschechow. Zurzeit pendle ich zwischen Bregenz und Berlin.
VN: In Feldkirch haben Sie für "Medea" ein ganzes Raumkonzept
entworfen -
eine Herausforderung?
Ursula N. Müller: Ich bin froh, Ganzraumkonzepte machen zu
können, habe das auch in Berlin getan. Ab und zu genießt man aber
den herkömmlichen Guckkasten.