Feldkirch (VN-ag) Bekannt wurde Luisa Schatzmann in ihrer Heimat
Köln mit großformatigen Bildern in kräftigen Pigmentfarben. Die
Feldkircher Galerie Sechzig präsentiert die Künstlerin derzeit von
einer anderen Seite. Zu sehen sind Linolschnitte.
Während die extrovertierten Ölbilder von Luisa Schatzmann mit
ihrem pastosen, sich aus der Fläche in den Raum entwickelnden
Farbauftrag die Dimension der Zeit ins Bild bringen, scheint diese
in den seit 1992 entstehenden Linolschnitten geradezu still zu
stehen. Zwei Themen sind es, die die großformatigen und
kontrastreichen, gleichfalls von vitaler Farbigkeit geprägten
Blätter beherrschen.
Zum einen sind es die immer wieder neu abgehandelten Varianten
zum zentralen Motiv der Frau, die als Göttin oder als Mutterfigur in
Erscheinung tritt, zum anderen wird das Gefäß, bevorzugt in Form
antiker Amphoren, thematisiert. Was zunächst ganz unterschiedlich
scheint, verweist im spielerischen Kombinieren beider Themen auf
vorhandene Parallelen und Zusammenhänge, auf das Verschmelzen von
Mensch und Gefäß.
"Erinnerung ist Zukunft" betitelt die 1933 in Madrid geborene, in
Köln und Salzburg lebende und arbeitende Künstlerin ihren Zyklus von
Arbeiten, in denen sie erstaunlich lebendig gebliebene Formen und
Mythen vergangener Kulturen, vornehmlich der griechischen Antike und
des alten Ägypten, in ihr gegenwärtiges Kunstschaffen einfließen
lässt. Hat sich die Künstlerin in den vergangenen Jahren von
abstrakt-zeichenhafter Malerei in Richtung gegenstandsorientierter
Graphik entwickelt, so erfährt die Linie als primäres
Ausdrucksmittel in der Farbe eine wesentliche Bereicherung.
Kraftvolles Orange oder mächtiges Rot erweitern die
Schwarzweißdrucke zu Serien in Klein- und Kleinstauflagen.
Gedruckte Poesie
Analog zur formalen Bewältigung der Motive bevorzugt Luisa
Schatzmann ein schlankes Hochformat, wobei der im Vergleich zum
Holzstock leichter zu bearbeitende Linolschnitt auch große Formate
zulässt. Neben dem Ahnenkult beschäftigt sich die Künstlerin vor
allem mit der weiblichen Kraft, der sie einen geistigen und
körperlichen Aspekt zuordnet. Blätter wie "Weiblicher Geist", eine
entmaterialisierte Lichtgestalt, und die als "Lebensspenderin" auf
die körperliche Beschaffenheit verweisende Frauenfigur verkörpern
diese beiden Extreme. Der Blick in vergangene Zeiten und Kulturen
dient aber nicht zuletzt der Auseinandersetzung mit dem eigenen,
über das Hier und Jetzt hinausgehobenen Sein.