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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
27.08.2002
19:10 MEZ
von Thomas Trenkler
 
Museum im Berg: Viele offene Fragen
Wirtschaftsprüfer zerpflückte Seipel-Studie

Salzburg - Am 26. Juni hatten sich Stadt und Land Salzburg bei einem Gipfeltreffen hohe Ziele bezüglich des Museums im Mönchsberg (MiM) nach den Plänen von Hans Hollein für eine Filiale von Guggenheim gesteckt: "Möglichst bis 30. August 2002 soll es zu Verhandlungen mit dem Bund über die Finanzierung des Museums und der weiteren Vorgangsweise kommen." Schließlich würde man eine Fertigstellung des Kunstzentrums "rechtzeitig zum Mozartjahr 2006" anstreben.

Doch bei der Realisierung des Vorhabens ist man keinen Schritt weitergekommen. Und wann es zu den Verhandlungen mit der Bundesregierung kommt, die sich bisher außer Stande sah, einer Drittelfinanzierung zuzustimmen, steht in den Sternen. Was allerdings nicht die Schuld der Salzburger Politiker ist. Denn noch immer sind die entscheidenden Vorfragen ungeklärt.

Landeshauptmann Franz Schausberger wartet weiter auf das Public-private-Partnership-Modell, das von zwei Banken, die das Projekt vorfinanzieren sollen, entwickelt wird. Ein solches Modell ist notwendig, auch wenn Stadt wie Land je 18,2 Millionen Euro für das Museum reserviert haben, um den EU-Richtlinien ein Schnippchen zu schlagen. Bei einer Finanzierung durch die öffentliche Hand über 50 Prozent muss das Projekt nämlich ausgeschrieben werden. Was zur Folge hätte, dass Hans Hollein nicht direkt beauftragt werden kann.

Zudem waren die potenziellen Betreiber - das Kunsthistorische Museum (KHM), Guggenheim und die Eremitage - gebeten worden, "eine schriftliche Kooperationsvereinbarung abzuschließen und vor den Verhandlungen mit dem Bund vorzulegen". Sie ist aber bisher nicht eingelangt.

Interessenkonflikt

Wie berichtet, hatte sich KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel angetragen, das Museum als "Kunst- und Ausstellungszentrum" zu führen, und ein entsprechendes Konzept vorgelegt. Dieses wurde nun vom Wirtschaftsprüfer Treuhand Salzburg (THS) im Auftrag des Landes begutachtet - und gehörig zerpflückt.

Die Einnahmen seien zu hoch, die Ausgaben hingegen zu niedrig angesetzt worden. THS rechnet mit 240.000 Besuchern im Jahr (und nicht, wie Seipel, mit 300.000) und einem Eintrittspreis von sieben Euro (statt neun). Durch den Kartenverkauf würden daher 1,68 Millionen Euro zu erzielen sein (und nicht 2,3 Millionen), an Nebeneinnahmen seien 150.000 Euro zu erwarten (statt 452.000) und an Zuwendungen von privater Seite 250.000 (statt 700.000). Weit mehr Mittel hingegen seien für Programm und Werbung anzusetzen: Statt maximal 4,5 Millionen Euro jährlich dürfte der Subventionsbedarf bei je 8,2 Millionen in den ersten zwei Jahren liegen, danach bei 6,2 Millionen.

THS befürchtet zudem einen Interessenkonflikt, falls das KHM das Museum (gegen einen von Seipel geforderten Jahresbetrag von 360.000 Euro) betreibt. Da sich Salzburg und Wien sehr wohl konkurrieren könnten.

(DER STANDARD, Printausgabe, 28.08.2002)

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