Sa,
4.5.2002
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Die Geschwindigkeit des Malens
Zu den
Bodenseelandschaften von Rudolf Wacker im Rohnerhaus
Lauterach (VN-ag) Es ist immer
derselbe Blick über den Bregenzer Bilgeribach auf den See Richtung
Lochau, begrenzt vom markanten Pfänderstock und der unendlichen
Weite, wo See und Himmel ineinander verschmelzen. Ca. 150 Mal
zelebriert der Maler Rudolf Wacker zwischen 1927 und 1932 diesen
Blick, 30 dieser Bilder präsentiert die aktuelle Schau im
Lauteracher Rohnerhaus.
"Der Blick ist noch genau der gleiche wie damals, und
auch die Fischerhütten stehen noch", so Rudolf Sagmeister, der die
Ausstellung im Rohnerhaus kuratiert hat. Für Sagmeister spiegeln
diese zu allen Jahreszeiten in großer Zahl entstandenen
Bodenseelandschaften nicht nur die Heimatliebe Wackers (1893-1939),
sondern auch seine Suche nach Freiheit, die er sich hier gleich in
mehrfacher Hinsicht erfüllt hat. War es zum einen der weite Blick
über den See, der ihn die Enge und die Sorgen des Alltages vergessen
ließ, so hat sich Wacker in der direkt in der Landschaft vor dem
Motiv entstandenen Malerei seinen expressiven Duktus (der seine
Zeichnungen zeitlebens prägte) erhalten. "Die Geschwindigkeit des
Malens, die Möglichkeit, auf die raschen Wechsel in der Natur zu
reagieren, das hat ihm offensichtlich Spaß gemacht", charakterisiert
Rudolf Sagmeister die tagebuchartig genau datierten Bilder, die
einen ganz neuen Wacker entdecken lassen. Besonders deutlich wird
das in einer Reihe von Werken, deren pastose Malweise und der
Einsatz teils unvermischter Farben fast das genaue Gegenteil der
ebenfalls um 1930 entstandenen Gemälde in altmeisterlich-glatter
Manier bilden. Mit Bedacht hat Sagmeister diese bislang im Kontext
des Gesamtwerkes vernachlässigte Phase ausgespart und auf eine
eigene Ausstellung gewartet.
Intimer Rahmen
Nun hat er nicht nur im Lauteracher Rohnerhaus den
adäquaten, intimen Rahmen für diese Arbeiten gefunden. Bestückt mit
Exponaten, die großteils aus Privatsammlungen im Land
zusammengetragen wurden, ergibt sich die überaus rare Gelegenheit,
diese Bilder nebeneinander zu sehen. "Es ist das Aufgehen in der
Landschaft, in den besonderen Wetter- und Lichtstimmungen, das diese
Bilder ausmacht", so Sagmeister. Und wirklich - wo sich die
Landschaftsmalerei traditionellerweise um fensterartige Ausblicke
bemüht, da fühlt man sich vor diesen wiederholten und doch jedes Mal
anderen, durch Wetter und Jahreszeit veränderten Landschaften
tatsächlich umgeben. Die Stille einer im Winter entstandenen Ansicht
wird fast greifbar, wenn schnelle Pinselstriche im pastosen
Farbauftrag an Spuren im Schnee erinnern, und das satte Grün und das
tiefe Blau vermitteln mehr als nur eine Ahnung des Sommers.
Bodenseelandschaft von Rudolf Wacker. (Fotos: A.
Grabher)
Besucher bekunden Interesse
Die
Tatsache, dass Arbeiten von Rudolf Wacker - immerhin einer der
bedeutendsten österreichischen Künstler der Zwischenkriegszeit - im
Land unterrepräsentiert ist, ist bekannt.
Tatsache ist auch, dass das vor zwei Jahren eröffnete,
bis anhin rein privatwirtschaftlich geführte Rohnerhaus in Lauterach
die diesbezügliche Lücke zumindest teilweise geschlossen hat. Die
Besucherzahlen - nicht nur in der aktuellen Schau - beweisen, dass
Interesse an Sammlung und Wechselausstellung vorhanden ist, doch
tatsächlich steht das Rohnerhaus vor dem finanziellen Aus und bemüht
sich um Gelder der öffentlichen Hand.
Während die Verhandlungen mit dem Land positiv laufen, steht die
Entscheidung der Gemeinde Lauterach noch aus.
Kunsthaus Rohner in Lauterach. |
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