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Schieles „Wally“: Rückschlag für Leopold

09.10.2009 | 10:23 | RAINER NOWAK (Die Presse)

Restitution. Eine US-Richterin entscheidet im Fall um das Schiele-Gemälde „Wally“ nicht für Leopold. Der seit elf Jahren laufende Gerichtsstreit geht nun weiter.

Der Rechtsstreit läuft seit elf Jahren und geht nun in die Verlängerung. US-Richterin Loretta Preska hat in ihrer – der „Presse“ vorliegenden – Entscheidung über das Gemälde „Bildnis Wally“ von Egon Schiele entschieden. Die von Rudolf Leopold vorgelegten Argumente und Beweismittel reichten nicht aus, um sie davon zu überzeugen, dass es sich bei „Wally“ nicht um Raubkunst handle. Als solches wurde sie 1998 beschlagnahmt, als Leopold dieses und andere Bilder bei einer Ausstellung in den USA zeigen wollte. Laut der New Yorker Richterin sollen die Parteien bis zum 14. Oktober bekannt geben, ob sie einen Geschworenenprozess zur Entscheidung benötigen.

Das 1912 entstandene Kunstwerk wurde im Zuge der Arisierung der Kunstgalerie Würthle Lea Bondi-Jaray vom Kunsthändler Friedrich Welz abgepresst. Nach 1945 restituierten die Behörden das „Bildnis Wally“ fälschlicherweise an die Erben eines anderen Sammlers. Die verkauften es an die Österreichische Galerie Belvedere, dort tauschte man es 1954 bei Leopold gegen ein Bild ein. Die Erben der ursprünglichen Eigentümer meinen, Leopold habe von der Vorgeschichte teils gewusst, dieser bestreitet das.

„Leopold hat de facto verloren“, so der Kultursprecher der Grünen, Wolfgang Zinggl. Und: „Jetzt liegt es an Ministerin Schmied, zu verhindern, dass sich Leopold zu neuerlichen juristischen Hasardspielen auf Kosten der Steuerzahler in die USA begibt.“ Das Museum wird von der öffentlichen Hand unterstützt.

Die Stiftung Leopold will hingegen sehr wohl weiter um das „Bildnis Wally“ kämpfen. Tatsächlich hält die Richterin nämlich auch fest, dass der Staatsanwalt nicht beweisen konnte, dass es sich beim „Bildnis Wally“ eindeutig um Raubkunst handle. Und, wie Elisabeth Leopold im Gespräch mit der „Presse“ meint: „Der Prozess dauert schon mehr als zehn Jahre, so eine g'mahte Wiesen kann das nicht sein.“


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