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Apagaya hat das Genre Studiofotografie wiederbelebt
Mit dem Aufkommen tragbarer Kameras und schließlich mit dem Farbfilm war es überall in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Apagayas "Trick": Er fotografiert die Leute vor gemalten Hintergründen.
Er gestaltet Szenarien, in denen seine Kunden sich gerne sehen würden, Umfelder, die simulieren, dass ihre Träume sich erfüllt haben, ihre Hoffnungen auch eingetroffen sind. Und die Kunden sehen sich eben gerne in einer Überkomplettküche, bedienen gerne das Neueste vom Hi-Tech-Markt, besitzen gerne so viele CDs wie kein DJ der Welt. Apagaya bedient sie.
Vor ihm hat Seydou Keita die Standards der Studiofotografie gesetzt. Ab den 50er-Jahren setzte er Leute in Bilder, die vor allem eines verkünden: Selbstbewusstsein. Beeinflusst waren Keitas Inszenierungen vom amerikanischen Film Noir. Dynamik brachte Keita vermittels kontrastreicher Stoffmuster in die Schwarz-Weiß-Aufnahmen.
Bouna Medoune Seye zeigt die Verwirrten und Verrückten, die in den Großstädten ein Leben als Bettler und Obdachlose fristen. Dorris Haron Kasco begleitet sozialverwahrloste Jugendliche, Boubacar Touré Mandémory sucht seinen Bildreportagen des städtischen Alltags vermittels exzentrischer Perspektiven Neues zu entlocken. Mallick Sidibé arbeitet als Chronist. Er zeigt Jugendliche, die sich ihrer Unabhängigkeit erfreuen, ausgelassene Teenager, die auf ihre Schallplatten ebenso stolz sind wie auf ihre ausgesuchten T-Shirts.
Globale Strategien
Allesamt ungemein spannende und eigenwillige Künstler in einer gelungenen Präsentation. Allesamt verfolgen sie Ansätze und Strategien, wie sie auch in New York, in Paris, in Hamburg von Fotografen verfolgt werden. Außer dass sie eben alle aus Westafrika stammen. Und weil das immer noch nicht als normal hingenommen wird, gibt es ein begleitendes Symposion. Mining Cultural Diversity? bittet die eingeladenen Fotografen mit Kuratoren, Sammlern, Philosophen und Entwicklungsexperten an drei Tagen wider das Afrika als europäische Fiktion" anzudiskutieren. Morgen, Samstag, ab 16 Uhr befasst sich ein Panel mit dem Künstler Philip Kwarne Apagaya, dem Kurator Simon Njami, dem Leiter der Pariser Pigozzi Collection, André Magnin, der Wiener Kulturanthropologin Ulrike Davis-Sulikowski und dem Münchner Autor Tobias Wendl unter der Leitung von Georg Schöllhammer mit einer "Ästhetik und Kultur des Diversen".