Kultur/Medien | 12.07.01 | www.DiePresse.at
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Lockerungen für Ausstellungs-Bunker

Das Museumsquartier verfügt jetzt über zwei Kopfbahnhöfe, aber auf seinen Geleisen ist noch viel möglich. Die Dokumentation "Unsichtbare Architekturen" zeigt es auf.

Natürlich hat die Eröffnung des (noch) nicht Offenen, der Hüllen oder Bergehäuser des bis September Verborgenen weitere Fragen aufgeworfen. Eigentlich, so hatte Laurids Ortner anläßlich des hauptsächlich politisch, weniger kulturell bestimmten Staatsakts Ende Juni sinngemäß gemeint, sei noch viel im Fluß. Das Museumsquartier ist somit durch den Bau der beiden Kunst-Höhlen und der Kunsthalle noch lange nicht als abgeschlossene Angelegenheit zu betrachten.
Der jetzt gegebene "manifeste Zustand", so schreibt Vitus H. Weh im Katalog einer Ausstellung im Eingangsbereich des Komplexes, sei eben nicht die einzige Form von Architektur. Es gebe auch ein "Davor und Danach. Ein Hindurch und Darüber". Im Zusammenhang damit zahlreiche nachgedachte oder vordenkende Überlegungen dazu. Davon betroffen sind "Unsichtbare Architekturen" - der Titel der von Gabriele Kaiser kuratierten Ausstellung zur "Systemerweiterung im MQ Areal".
Es könnte sich ja herausstellen, daß das Leopold-Museum (vor allem als touristischer Anziehungspunkt) und das dunkle (!) für zeitgenössische Kunst zwar optisch, aber nicht inhaltlich im Zentrum der Geschehnisse stehen. Schon während der langen, von Querelen aller Art begleiteten Bautätigkeit mit entsprechenden Folgen waren es ja vor allem die vielen kleineren und größeren Initiativen zwischen "Depot" und "Basis", die Ausstellungen zwischen "Wunderblock" und jenen des Architektur Zentrums, die für Bewegung gesorgt hatten.

Verhinderungen

Das durch die Museums-Bunker fixierte Statische und Starre wird auch in Zukunft aufgelockert, in Fahrt gebracht werden müssen. Vor allem durch Neugestaltungen wie das Glacis-Beisl oder die geplante Aussichtsplattform am Übergang in die Breite Gasse; durch das Café des Architektur Zentrums und das Zoom Kindermuseum; durch allerlei "Zeichen", wie sie im Zusammenhang mit dem "Platz der unbekannten Möglichkeiten" bereits gesetzt worden waren.
Ewig schade, daß die Denkmalbewahrer so viel an Möglichkeiten schon im Eingangsbereich verhindert haben - wie etwa eine Schneise durch den breiten, das Areal abschirmenden Trakt mit den kümmerlich wirkenden Gestaltungsversuchen davor. Zwar hat das BDA vor seinem den Baubeginn ermöglichenden Placet eine Reihe von Gutachten jenseits der Landesgrenzen eingeholt; da sie - die Innengestaltung der gewaltigen Kubaturen betreffend - wenig günstig ausfielen, wurden sie sicherheitshalber gleich "schubladisiert", öffentlich nie diskutiert.
Die Folge ist jetzt allgemeines heftiges Kopfschütteln unter Museumsleitern aus aller Welt. Dennoch: Gut und schön, daß doch wenigstens geschehen konnte, was die landläufige Kleinkariertheit ja am liebsten abgewürgt hätte, bekanntlich unter heftiger Mithilfe von Kunsthistorikern.
Was steht, das steht, und wir werden uns daran gewöhnen. Aber was um das Massige, um das Scharnierartige der beiden Kopfbahnhöfe über welche Schienen ins Laufen gebracht werden kann - eben dies zeigt die Dokumentation, die an "kleine" bis "unsichtbare" Implantate erinnert. An deren "Esprit" sucht man mit den Systemerweiterungen im Quartier anzuschließen.
Halle H1 ("Quartier 21") im Museumsquartier bis 29. Juli.

© Die Presse | Wien
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