Der
Name ist kein unschuldiger mehr in Wien, zwischen 1997 und 2000 machte
schon einmal ein „Wiener Kunstverein“ Furore: Der Galerist Martin Janda
und die Kunstkritikerin und Kuratorin Sabine B. Vogel ließen den
winterbedingt geschlossenen Volksgartenpavillon für jeweils einen Abend
von einem Künstler gestalten und darüber diskutieren. Binnen Kurzem
hatten sie rund 200 Mitglieder, doch der Erfolg ließ sich vor allem
personell nicht prolongieren, erinnert sich Janda heute.
Mit ihrem
„Neuen Kunstverein Wien“ hat Kataryna Uszynska also eine Vorgabe, die
sie allerdings gar nicht erfüllen will: Sie fährt eher ein klassisches
Ausstellungsprogramm in intimem Rahmen, unterstützt von einer ebenfalls
noch recht intimen Anzahl von Mitgliedern. Erst im April hat die in
Polen geborene freie Kuratorin in einer kleinen ehemaligen Wohnung am
Bauernmarkt 9 ihr junges Unternehmen gestartet. Noch bis morgen läuft
hier Uszynskas zweite Ausstellung, eine Doppelconference zwischen dem
deutschen Maler Carsten Fock und der New Yorker Choreografen-Legende
William Forsythe: Fock hat den ganzen Raum mit einem Stakkato an
schwarz-grauen Pinselstrichen bearbeitet, seinen abstrakten Bildern
damit eine Bühne, eine provisorische Blackbox geschaffen. Nebenan
untersucht Forsythe seine Gestik: Das Video von 1997 zeigt den
Choreografen selbst, ganz auf sich konzentriert, wie er seinen Körper
wie Material benutzt, ihn wie ein Maler sein Modell in die
unterschiedlichsten Bewegungen dirigiert, immer wieder.
Nach einem Jahr wird weitergezogen
Auch Uszynskas nächste Ausstellung (ab 29. September) ist ein
Doppel: Michal Budny und Rafal Bujnowski. Die nächste Schau findet
wahrscheinlich schon an neuer Adresse statt, nur ein Jahr lang bleibt
der „Neue Wiener Kunstverein“ hier am Bauernmarkt unter den Fittichen
des kunstaffinen Immobilien-unternehmers Martin Lenikus. Dieser
beheimatet mittlerweile schon zwei Kunstvereine an dieser Adresse: Im
Hof behauptet sich schon eine geraume Weile „Coco“ (Contemporary
Concerns) und wird, entgegen anderslautender Gerüchte, auch in Zukunft
alle bisherigen Räume bespielen. Auch die Wohnungen, die Lenikus im
Haus Bauernmarkt 1 Künstlern als Ateliers zur Verfügung stellt, bleiben
bis auf Weiteres noch erhalten.
Leicht haben es Kunstvereine in Wien
trotz punktuell großzügiger Unterstützung nicht: Es fehlt das
langfristige Engagement des Bürgertums für die bildende Kunst. Die
nicht von Künstlern, sondern von Bürgern getragene
Kunstvereinstradition, wie sie in Deutschland blüht, ist bei uns nicht
ausgeprägt. „Bildende Kunst war hier immer eine staatliche Aufgabe oder
eine des Kaiserhauses“, bestätigt Janda. Ganz anders übrigens als in
der Musik, denke man etwa an Konzerthaus und Musikverein.
Nicht dem
Zwang ausgeliefert, Mitgliedern etwas bieten zu müssen, hat sich ein
anderer privater Verein zur Vermittlung von Gegenwartskunst mit Sitz in
Wien: Der „Contemporary Art Club“ (CAC) wird von der Wiener Galeristin
Gabriele Senn, ihrem Berliner Kollegen Alexander Schröder, dem freien
Kurator Roberto Ohrt und dem Architekt Wilfried Kühn getragen. „Viele
Freunde unterstützen uns, aber es gibt keine Mitgliedschaft“, so Senn.
Jetzt ist der CAC erstmals mit einer Initiative an die Öffentlichkeit
getreten: Im Theseustempel wird eine Ausstellungsserie veranstaltet,
bis 27. 9. bespielt Andy Hope die frisch renovierte Dependance des
Kunsthistorischen Museums, es folgen Kitty Kraus, Andre Butzer, Lucie
McKenzie.