Wenn ich wüsste was Kunst ist - würde ich mich nicht mehr für sie interessieren.
Woher kommt Ihre Kreativität?
In der völligen Auflösung meines Tuns.
Ihr Motto lautet?
Mich interessiert nicht Schwarz-Weiß, sondern alle Farbvarianten.
Von der Typografie zur Videokunst
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Pirmin Blum
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"Kiss" (DVD, 1 min. Loop, 2005): Das Video zeigt Manhattan durch die dunklen Silhouetten von zwei jungen Männern, die sich vor der Skyline küssen.
Inzwischen ist die Liste von Pirmins Blums Ausstellungen, der auch die Online-Videodokumentation der "Plattform1" der "documenta 11" gemacht hat, beträchtlich angewachsen. Der Radius reicht von Wien, Basel, Paris, Turin, New York, bis Peking, Singapur und Tokio, wo er auch bereits einen Workshop geleitet hat. In diesem Frühjahr waren seine Video-Installationen im Wiener "quartier21" sowie beim "Bétonsalon" in Paris zu sehen.
Allein in diesem Sommer werden in Österreich Arbeiten des Medien-Künstlers in der Gruppenausstellung "Hallo Wels!" in der Galerie der Stadt Wels, im Rahmen von Sotheby's "Artist Quaterly" im Wiener Palais Wilczek sowie im Rahmen der Schau "Reich und Schön" in der Grazer Galerie Patrick Ebensperger gezeigt.
Und ab kommenden Herbst ist Pirmin Blum auch international vertreten: Ab 28. September zeigt die Galerie Patrick Ebensperger seine Werke bei der "Berliner Liste 2005", der Messe für aktuelle Kunst, am Prenzlauer Berg im ehemaligen "Vitra Design Museum".
Vom 6. bis 10. Oktober präsentiert der Wiener "Projectraum Victor Bucher" Blums Video-Installationen bei der "fiac" in Paris. Und im November werden seine Arbeiten in der Schau "Without Bounderies" im Studio des "Turku City Art Museum" in Finnland sowie in der Wiener Galerie Grita Insam zu sehen sein.
Ursprünglich begann Blum, aufgewachsen als Sohn eines Viehzüchters in einer Idylle nahe Luzern, mit 15 eine Lehre in einer Druckerei. Danach wechselte er nach Basel, wo er als typografischer Gestalter ausgebildet wurde. Später arbeitete er als Grafiker für ein Schweizer Modeunternehmen.
Als er entdeckte, dass ihm diese Tätigkeit zu oberflächlich war, entschied er sich - ausgelöst durch Bilder seelisch behinderter Menschen - zu einer Ausbildung als Heilpädagoge. Als Assistent betreute er in einem Heim Autisten und begann sich für Kunsttherapie zu interessieren. "Rückblickend waren diese Jahre eine wichtige Zeit, die mich im Denken weiter gebracht hat", resümiert Blum.
Letztlich entschied sich Blum für die Kunst und begann 1997 mit dem Studium der Malerei an der "Ecole supérieure des Beaux-Arts" in Genf, wo er bis zu seinem Wechsel nach Wien blieb. "Parallel dazu habe ich damals auch mit Videoarbeiten begonnen. Ich hatte in Silvie Defraouie eine tolle Lehrerin, die zusammen mit ihrem Mann die Medienkunst in der Schweiz etabliert hat."
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"Canvas Transporter" (Videostill) stammt aus Pirmin Blums Serie "Most Wanted Stolen Art", die ab 4. März im "quartier21" im Rahmen des "Bétonsalon" zu sehen ist.
Das Studienfach "Kunst und digitale Medien" an der Wiener Akademie hat einen stark konzeptionell geprägten Ansatz künstlerischen Arbeitens mit Medien. Berücksichtigt werden dabei vor allem die individuellen Ansätze der Studierenden. Der Schwerpunkt liegt auf Video sowie Computeranimation, digitaler Photographie, 3-D-Konstruktion und webbasierten Projekten im Kontext der Gegenwartskunst.
"Ich mache immer kurze Segmente von Videos, wo es mir darum geht, in einer kurzen Sequenz selber über den Bildstatus jene Mechanismen, die im Video arbeiten, also unbewusst da sind, auszuloten und sichtbar zu machen. Letztlich geht es immer darum, sichtbar zu machen, was man tut", beschreibt Blum seine Arbeitsweise.
In den letzten vier Jahren hat sich Blum mit Videoinstallationen beschäftigt. Sein Thema: Schutzmechanismen. "Die Frage war: Wo sind diese Schutzmechanismen heute zu finden? Ich habe mich damals entschieden, mit Found Footage, also fremdem Material, zu arbeiten."
Eine unbewusste Vorahnung zu einem tragischen Ereignis steht hinter Blums "Performing a State of Liberty", die am 10. September 2001, also einen Tag vor dem Crash im World Trade Center, entstand: "Ich wollte die Freiheitsstatue besichtigen und stand an jenem Pier, wo die Schiffe abfahren. Dort entdeckte ich eine Frau, die die Freiheitsstatue als Pantomime darstellte. Hinter ihr sah man das echte Symbol. Und da die Frau offenbar schon müde war, ließ sie die Fackel sinken."
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"State of Liberty" (Videostill): "Es geht immer darum, ob ein Bild hält und ob ein Potential da ist, das über diese Mikrosituation hinaus etwas aussagt - und vielleicht etwas über die Zukunft."
Offizielle Anerkennung haben die Videoarbeiten Blums bereits durch den "Meisterschulpreis, Kunst und Digitale Medien" der Akademie (2002), den "Eidgenössischen Preis für Kunst" des Schweizer Bundesamtes für Kultur und den "Birgit-Jürgenssen-Preis" der Akademie, die er beide im Vorjahr erhielt, gefunden.
Ebenfalls im Vorjahr hat die Stadt Wien sechs seiner Videoinstallationen, die im Rahmen des "Bétonsalon", einem innovativen Kooperationsprojekt der Kunstunis, in Paris gezeigt wurden, angekauft.
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Den "Birgit-Jürgenssen-Preis" der Akademie erhielt Pirmin Blum im Vorjahr u. a. für die Videoarbeit "Displaced Bodies" (Videostill).
Sein geplantes Projekt eines Road-Movie mit Amateuren und Models, das er mit dem Fotografen Walter Pfeifer im Sommer in der Slowakei und in Tschechien drehen wollte, musste aus Produktionsgründen verschoben werden. Und so arbeitet Pirmin Blum bereits an neuen Projekten.
Ein Anliegen des bescheidenen Künstlers ist es, allen, die den Weg der Kunst gehen wollen, Mut zu machen: "Man muss dran bleiben. Auch wenn es Momente gibt, wo man sich fragt: Wohin soll das führen und wovon soll ich leben? Aber es lohnt sich, diesen Weg zu gehen. Und es kommen auch die Augenblicke, wo man weiß, es geht weiter."
Pirmin Blum
Links
Akademie der bildenden Künste Wien
Berliner Liste 2005
Bétonsalon
Bundesamt für Kultur
École supérieure des beaux-arts de Genève
FIAC 2005
Galerie der Stadt Wels
Galerie Grita Insam
Birgit-Jürgenssen-Preis 2004
Plattform1_Documenta 11
quartier21
Sotheby's - Vienna
Turku City Art Museum
Andreas Teufel, Pianist
Paul Kranzler, Grafikdesign & Foto
Barbara Novotny, Schauspielerin
Michaela Girardi, Geigerin
Susanne Sue Sellinger, Digital-Kunst
Nikola Kovac, bildender Künstler
Jason Neuwersch, Maler
Ágnes Verebics, Bildende Künstlerin
Bryan Rothfuss, Bariton
Martin Sedlak, Bildender Künstler
Peter Gregor Pertusini, Schauspieler
Marios Joannou Elia, Komponist
Julijan Borstnik, Bildender Künstler
Katerina Seda, Bildende Künstlerin
Miroslav Mirt, Bildender Künstler
Ágnes Toth, Malerin
Laura Tanase, Textil/Kunst & Design
Mark Pozlep, Videokünstler
Michal Matejcik, Harfe
Ondrej Brody, Performance & Video
Kasimir Reimann, Grafik Design
Dorota Kenderova, Videokünstlerin
Alexander Glehr, Produktion
Pirmin Blum, Medienkünstler
Johannes Bär, Trompete
Elisabeth Wrulich, Industrial Design
Christoph a. Kumpusch, Architekt
Tania Oppel, Koloratursopran
Nina Kusturica, Filmregisseurin
Anisha Bondy, Musiktheater-Regie
Marlene Haring, Videokunst
Rupert Struber, Schlagzeuger
Daniela Keckeis, Schauspielerin
Daniel Ottensamer, Klarinettist
Marco Antoniazzi, Filmregisseur
Katharina Knap, Schauspielerin
Rainer Sellmaier, Bühnenbild
Gerald Priewasser, raum&design
David Weissenböck, Designer
Jana Kmitova, Komponistin
Siegfried Zaworka, Maler
Barbara Musil, Experimental-Kunst
Thiemo Strutzenberger, Schauspieler
Sandra Kirschenhofer, Flötistin
Miriam Kathrein, Grafik & Werbung
Anna Schreger, Bildende Kunst
Thomas Reider, Drehbuch & Regie
Birgit Selhofer, Dirigentin
Das erste Jahr Ö1 Talentebörse