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vom 21.01.2006 - Seite 029
KLIMT-BILDER: Maria Altmann über Österreicher

"Ein verlogenes Pack"

Als "charmant, aber niederträchtig" bezeichnete die Bloch-Bauer-Erbin Maria Altmann die Österreicher in einem Interview mit der Schweizer "Weltwoche". "Es ist ein verlogenes Pack, leider", sagte die 89-jährige, in den USA lebende Besitzerin der fünf Klimt-Bilder, die Österreich an sie zurückgeben muss. Sowohl der Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, Gerbert Frodl, als auch Bildungsministerin Elisabeth Gehrer hätten stattgefundene Treffen mit ihr abgestritten.

"Ich habe Wien über alles geliebt. Diese Liebe wurde mir genommen", so Altmann weiter. Obwohl sie nach dem Krieg öfters nach Wien gefahren ist, hatte sie "nie wieder das Gefühl, das war meine Heimatstadt". Dieses Gefühl sei kaputtgemacht worden "im März 38, wie die mit Gewehrkolben unser neues Auto, einen kleinen Steyr, aus der Garage gestoßen hatten, wie sie den Schmuck genommen hatten, wie sie alte Menschen erniedrigt hatten, nur weil sie Juden waren".

"Wissen Sie, die Österreicher sind immer so freundlich, es wird mir ganz übel, wenn ich daran denke, wie freundlich die sind." Dieses Urteil illustrierte sie in dem Interview mit einer Schilderung ihres 1938 zeitweise in Dachau inhaftierten Mannes: "Fritz war immer froh, wenn im Konzentrationslager ein Deutscher und nicht ein Österreicher der Aufseher war."

Dass die fünf Klimt-Bilder nach dem Schiedsspruch nun an sie restituiert werden, finde sie "aus finanzieller Sicht" sehr schön. "Aber, das können Sie mir glauben, auch wenn viele Österreicher mich als geldgierige Jüdin sehen - es ging mir nie ums Geld, es ging mir einzig darum aufzuzeigen, dass Gerechtigkeit ausgeübt werden kann."

Zerstörung von Klimt-Gemälden angekündigt - Täter ausgeforscht

Etliche Besucher in der Galerie des Wiener Belvedere machten gestern an der Kasse wieder kehrt. Grund dafür war die Abhängung der zu restituierenden Gemälde von Gustav Klimt. Die Bilder wurden nach einer anonymen E-Mail mit einer Zerstörungsdrohung im Depot in Sicherheit gebracht. Die Verantwortlichen hatten prompt gehandelt.

Am Freitagnachmittag wurde der Absender der Drohung bereits eruiert. Es handle sich um einen Mann aus dem Raum Amstetten, heißt es. Er hätte das Mail in alkoholisiertem Zustand abgeschickt.

Die Bilder sind voraussichtlich Dienstag wieder zu sehen.


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