Salzburger Nachrichten am 05. Juli 2002 - Bereich: kultur
Zwischen Pinsel und Pixel

Jubiläumsausstellung: Zehn Jahre Kunstforum Hallein

Zehn Jahre Kunstforum bilden den Anlass für eine Jubiläumsausstellung, die den Weg nach Hallein lohnt. Mit Beharrlichkeit und vor allem mit einem ambitionierten Programm hat es Christina Schaffenrath als Leiterin verstanden, mit einer profilierten Mischung aus thematischen und Einzelausstellungen einer populistischen Beliebigkeit gegenzusteuern und trotzdem Überzeugungsarbeit zu leisten für eine Kunst, die über Hallein hinaus dem Publikum Herausforderungen stellt.

Klaus Dieter Zimmer befasst sich als Kurator der Schau "Current Settings" mit der Frage, welche Bedeutung Maler in ihrer aktuellen Produktion der Fotografie beimessen und welchen Einfluss diese und die neuen Medien auf die künstlerische Arbeit ausüben. An Hand von 16 Positionen stellt er Wechselwirkungen zwischen analogen, digitalen und malerischen Strategien vor.

Mit den Mitteln der Fotografie greift Hans Kupelwieser malerische Anliegen auf, indem er bunte Plastiksackerl als durchlichtete Kompositionen mit einer differenzierten Räumlichkeit in große Formate setzt. Josef Schwaiger hält seine eigenwilligen Recherchen über die farbigen Folgen chemischer Prozesse nicht mehr mit Pigmenten fest, sondern bannt seine Wasserspiele auf Fotopapier und neuerdings effektvoll auch auf Video.

Eva Schlegel präzisiert das Phä-nomen der Unschärfe und lenkt damit die Aufmerksamkeit vom Inhalt auf die Form. Gregor Zivic und Lois Renner hingegen erzählen in ihren minutiös ausgestatteten Inszenierungen vom Abenteuer der Wahrnehmung. Hubert Scheibl nimmt digitale Bildausdrucke als Basis für skizzenartige Übermalungen.

Die diesjährige Faistauer-Preisträgerin Esther Stocker treibt den medialen Transfer in ihren Öl- und Acrylbildern auf die Spitze. Sie leitet klare Ordnungsstrukturen von extrem aufgelösten digitalen Aufnahmen ab, bei denen durch die extreme Vergrößerung die einzelnen quadratischen Pixel sichtbar werden. Daraus entwickelt sie spannende Kompositionen, in denen sie der Geometrie durch behutsame Eingriffe gleichsam Mutationen einpflanzt. Das schafft einen frappierenden, pulsierenden Rhythmus.

WOLFGANG RICHTER

Kunstforum Hallein, Schöndorferplatz 6/1, bis 27. Juli, Mi.-Fr. 15-18, Sa. 10-13 Uhr.